Cap Tribulation

Meine Einstellung zum „rustikalen Charme“ von gestern ist umgeschlagen in „nicht zu fassen“.

Während wir gestern müde, relativ unkritisch und dankbar den preiswerten Schlafplatz in dem alten Hotel romantisch fanden, so war doch das Erwachen recht ernüchternd. Die Nacht war begleitet vom Dauerlärm der Klimaanlage. Unser Zimmer hatte anstatt eines Fensters eine Doppeltür aus Holz, mit der man auf die Balkonterasse des Hauses und von dort auch in das Gemeinschaftsbad kam. Der Balkon wirkte eher wie eine Abstellkammer. Eine Steintreppe führte zum Innenhof und in weitere Zimmer, die vermutlich alle leer standen, denn außer uns waren andere Gäste weder zu hören noch zu sehen.

Hotelzimmer in Ayr

Unten gab es eine Art Küche mit alten, zerschlissenen Polstermöbeln und einem nonstop laufenden Fernseher. Es erinnerte etwas an das Backpackers Hostel in Nooza, nur dass dort auch Geschirr war und jemand darauf geachtet hat, dass die Küche sauber gehalten wurde. Beides war hier nicht der Fall und so haben wir leicht angeekelt gerade mal den Wasserkocher benutzen können. Tee für mich, Kaffee für Win in unseren alten Pappbechern vom Café to go von gestern und das wars auch schon. Fertig zur Weiterfahrt in Richtung Cairns.

Die Gästeküche im Hotel

Cairns selber ist eine moderne, nicht zu große Stadt mit Uni und vielen gepflegten Häusern. Wir sind aber nur vorbei geschrubbt, weiter in Richtung Norden, nämlich dahin wo es richtig tropisch wird.

Cap Tribulation ist unser Ziel, mittendrin im tropischen Regenwald. Der Name kommt daher, dass Captain Cook hier seinerzeit mit seinem Schiff auf Grund gelaufen ist, wobei das Schiff arg beschädigt wurde. Er hatte also jede Menge Trouble, zu deutsch Ärger.

Die Sraße führt uns durch endlose Zuckerrohrplantagen. Am Gebirge im Hintergrund sieht man dunkle Wolken hängen. Seit einiger Zeit schon bemerken wir trotz der Klimaanlage im Auto, wie sich die Luftfeuchtigkeit geändert hat. Den Daintree River müssen wir mit der Fähre überqueren und dann wird es richtig spannend. Eine schmale Straße, Serpentinen, ab und an ein Blick aufs Meer, Wasserfälle, kleine Flüsse. Überall Warnschilder, die auf Krokodile hinweisen oder diese fiesen Vögel, die Kasuare, die nicht nur hässlich sind, sondern einen locker killen können, wenn sie schlechte Laune haben. Allerdings machen sie das nur, wenn sie Junge haben und sich provoziert fühlen.

An der Fähre

Von der Flussüberquerung sind es noch etwa 25 km bis nach Cap Tribulation. Bis nach Cooktown sind es dann noch mal über 100 km unbefestigte Küstenstraße der schlimmsten Sorte. Ohne Allradantrieb hat man da keine Chance und weil bis dahin auch weitere Flüsse zu überqueren sind — ohne Fähre! — ist die Strecke in der Regenzeit kein Vergnügen.

Am Ortsausgang von Cap Tribulation finden wir Unterkunft in einer Jugendherrberge. Die Anlage besteht aus einzelnen Holzhäusern, Küchenhaus, Toilettenhaus und unten am Meer gibt es eine Bar und einen Swimmingpool. Unser Haus hat 3 Doppelzimmer, ein Gemeinschaftsbad und eine Miniküche.

In der Jugendherrberge in Cap Tribulation: kleine Häuser auf dem gesamten Gelände

Zum tropischen Regenwald muss ich sagen, dass ich mir den genau so immer vorgestellt habe. Hohe exotische Bäume stehen wild durcheinander und erdrosseln sich gegenseitig. Riesige Blätter, wilde Bananen, Kokospalmen, Farne in allen Größen und Gattungen und Lianen. Ohne befestigte Wege müsste man sich den Weg mit einer Machete freischlagen. Alles ist nass und tropft, der Waldboden ist sumpfig, die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass sich alles irgendwie klamm anfühlt. Der Geruch ist eine Mischung aus aromatischen Pflanzen und Moder. Zirkaden in allen Tonlagen, verschiedene Vögel und Frösche sorgen für den musikalischen Rahmen und geben ein regelrechtes Dschungelkonzert.

Im tropischen Regenwald
Tropischer Regenwald

Wir haben uns nach den Krokodilen erkundigt, aber die Aussichten, ein richtiges in freier Natur zu sehen, stehen zu dieser Jahreszeit ziemlich schlecht. Im November hat es eine deutsche Touristin dennoch geschafft, von einem Krokodil gefressen zu werden. Wir wollen in der Morgendämmerung noch mal an den Strand, denn da hat man die beste Chance eines anzutreffen.

Am Strand in Cap Tribulation

Der Strand ist hier absolut wild. Baden sollte man wegen der giftigen Quallen und der Krokodile besser nicht. Bäume aus dem Regenwald machen sich, so weit sie mit ihren Süßwasserwurzeln kommen, auch am Strand breit. Den Mangroven ist es egal, ob das Wasser süß oder salzig ist, die stehen hier auch mitten im Wasser.

Mangroven im Salzwasser

 

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