Bangkok ist nicht alles

Das ist unser letzter Tag in Bangkok. Rückblickend finde ich den Ausflug nach Laos schon ungewöhnlich und viel aufregender als Thailand. Wenn wir reisen, dann suchen wir immer nach Ursprünglichkeit und nach dem Unverfälschten. Und genau damit, dass wir reisen, verderben wir alles. Die Gastländer entdecken den Tourismus als Einnahmequelle und schon geht der ganze Trödel los. Hotels werden gebaut, Restaurants entstehen und Touren werden organisiert. Was wir dann sehen, entfernt sich von dem ursprünglichen Land und seiner Kultur. Andererseits ist es kaum möglich, sich in dem Land zu bewegen, ohne ausreichende Sprachkenntnisse und ohne Wissen darum, wie hier alles funktioniert. Ich zweifle langsam an der Idee des Tourismus überhaupt. Ganz abgesehen von den ökologischen Aspekten.

Ein Beispiel: Ich wollte unbedingt die schwimmenden Märkte sehen. An jeder Straßenecke ist ein Büro, in dem man Touren dafür buchen kann. Man wird früh morgens mit dem Minivan abgeholt, kutscht durch die Stadt, weil ja noch andere Touris die gleiche Tour gebucht haben. Dann läuft das Programm ab mit 30 Minuten für das Museum, 30 Minuten für die Bootstour, 45 Minuten Spaziergang über den gnadenlos überteuerten Markt, der offensichtlich nur noch von Touris besucht wird und schon geht es wieder zurück.

Die schwimmenden Märkte in Damoen Seduak
Markttreiben

Ich bin kläglich gescheitert, als ich versucht habe, das selber zu organisieren. Es gibt eine Bahnverbindung zu der kleinen Stadt, ca. 65 km von Bangkok entfernt, mit dem berühmtesten der schwimmenden Märkte. Zum und vom Bahnhof kann man ein Tuck Tuck nehmen. Aber es ist ein Unding, herauszufinden, ob und wann Züge fahren, zumal die Bahnverbindung durch den Fluss unterbrochen ist und zwischen den jeweiligen Endstationen mehrere Kilometer überbrückt werden müssen. Kurzum, es war mir unmöglich, herauszufinden, ob es überhaupt möglich ist und wenn ja, wie lange man braucht. Klar kann man sich einen Mietwagen nehmen, aber wer einmal mit dem Tuck Tuck oder dem Taxi durch Bangkok gefahren ist, vergisst diese Idee ganz schnell wieder. Über die rechtliche Situation im Falle eines Falles hatte ich ja schon in Laos berichtet. Hier ist das ganz ähnlich.

Unser Ausflug zur Brücke über den River Quai mit Eisenbahfahrt durch das Gebirge

Bangkok ist oberflächlich gesehen eine moderne Stadt mit 14 Mio Menschen. Die Skyline zeigt unzählige Hochhäuser in moderner Ausführung. Ein gutes öffentliches Verkehrsnetz fehlt jedoch und die Abfallproblematik ist auch nicht zu übersehen. Also richtig modern wäre, wenn man diese Probleme lösen könnte. Regiert wird das Land vom Militär oder vom Monarchen oder einer Mischung aus beidem, weil der aktuelle Monarch seine Leute im Militärapparat installiert hat. Inzwischen sind die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen König vorbei und das bunte Partytreiben kann weiter gehen. Blitzschnell sind  die ganzen schwarzen und weißen Girlanden von der Straße verschwunden, obwohl die Thailänder ihn offensichtlich sehr verehrten. Er hatte schließlich verhindert, dass Thailand den Sozialismus kriegt, wie die Nachbarländer. Uneigennützig war das bestimmt nicht, denn der König von Laos ist nach seiner Absetzung 1975 spurlos verschwunden einschließlich seiner nächsten Verwandten. Wahrscheinlich ist er in einem Arbeis- oder Umerziehungslager umgekommen. Das wäre dem Thai-König wahrscheinlich ähnlich ergangen.

Partymeile in Bangkok zu Zeiten der Staatstrauer
Lebensbedingungen in Bangkok
Der blitzeblank gewienerte Flughafen von Bangkok: hier erfährt man, was das Wort „Abzocke“ bedeutet

In ein paar Stunden geht es weiter nach Australien, da geht es auf jeden Fall demokratischer zu.

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