Kookaburra Park


Thailand und Laos sind nun Geschichte und der Kontrast könnte größer nicht sein. Nach etwa 30 Stunden Reisezeit zwischen Bangkok und Gin Gin sind wir übermüdet und abgekämpft hier angekommen. Garten und Haus sehen nach 8 Monaten etwas verwahrlost aus, da sind wir immer noch dabei das zu ändern. Der Frühling ist hier sehr angenehm, wenn auch total anders als bei uns. Wir haben bereits sommerliche Temperaturen, aber es ist noch nicht heiß. Regen und Wolken sorgen gelegentlich für Abkühlung und füllen die Wasservorräte auf.

Ja, wie lebt man in so einem Ökovillage? In aller erster Linie lebt man hier sehr sehr ruhig, was für mich nicht immer einfach ist. Ich vermisse den Bahnlärm, der zumindest an Zivilisation erinnert. Hier hört man keine Autos, nicht mal von Zeit zu Zeit ein Flugzeug. Man hört nur Natur in Form von verschiedenen Vogelstimmen, Grillen in allen Tonlagen, abends mal ein Rascheln von den Kröten, Fröschen oder einem Opossum. Man ist verdammt einsam hier. Alles ist so weit entfernt, Geschäfte, Kultur, Gastronomie, es gibt nur langweilige Nachbarn, die aber auch weit genug weg sind. Wer Familie und Kinder hat, der braucht nicht so viele soziale Kontakte und wer berufstätig ist, hat die ohnehin. Gute Freunde zu finden, ist hier recht schwierig, zumal allein die Anzahl der Bewohner die Auswahl einschränkt. Ich mag Beeke, aber sie hat seit einiger Zeit einen festen Freund und da ist sie sowieso beschäftigt. Ich sehe sie vielleicht einmal in zwei Wochen.

Im Kookaburra Park: etliche kleine Badeteiche und Häuser wie lose hingestreut

Die unterschiedlichsten Beweggründe haben die Leute hier im Kookaburra Park zusammengebracht. Win z.B. hat sich eine Kommune mit vorrangig ökologisch Interessierten vorgestellt. Alles Gleichgesinnte, alle sind friedlich und nett zueinander. Dass das eine Illusion war, hat er ziemlich bald gemerkt. Später sind dann die wenigen, für ihn interessanten Leute weggezogen. Hier geblieben sind die, die vor allem günstig leben wollen und mit Ökologie im eigentlichen Sinne nichts am Hut haben. Sozialflüchtlinge, die von staatlichen Leistungen leben und denen der Weg zur Arbeit folglich egal sein kann. Immerhin ist das Arbeitslosengeld hier so hoch, dass man sich ein Auto leisten kann und sogar die Raten für ein Haus drin sind. Eine Familie habe ich kennengelernt, mit vier Kindern und drei Autos. An Arbeit ist nicht zu denken. Sie ist ausgebildete Lehrerin, will sich aber den täglichen Arbeitsstress nicht antun. Er hat irgendwas mit Geschichte oder Religion studiert, womit man in dieser Gegend gar nichts anfangen kann. Das Haus in dem sie wohnen, können sie vom Arbeitslosengeld abzahlen. Andere haben sich hier zur Ruhe gesetzt oder fahren halt jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit.

Alte Blumentöpfe, Werkzeug, Kochtöpfe; alles was im Haus so übrig ist kann auf dem Wochenmarkt verkauft werden
Plausch auf dem Wochenmarkt

Es ist fast ein Unding, hier Geld auszugeben. Einzig auf dem Wochenmarkt am Samstagvormittag kann man das. Wobei der Markt auch irgendwie nicht vergleichbar ist mit allem was ich bisher gesehen habe. Das ist nicht nur der wöchentliche Kommunikationshöhepunkt — ganz Gin Gin trifft sich hier zum Samstagvormittagsplausch — sonden es ist eine Mischung aus Trödelmarkt und Wochenmarkt. Wer auch immer meint, dass er was verkaufen kann, stellt sich hin, breitet seine Sachen auf einer Decke aus oder öffnet die Heckklappe seines Autos. So richtigen Ramsch findet man da. Dann gibt es natürlich auch die, die jede Woche hier frisches Gemüse, Honig und Eier aus der Region verkaufen. Die Preise sind verglichen mit den Supermärkten ausgesprochen gut. Wir versorgen uns deshalb für die ganze Woche mit Gemüse, Bananen, Mangos und Melonen.

Unsere Ausbeute nach dem Besuch auf dem Wochenmarkt; nicht zu sehen sind die zwei großen Wassermelonen; wir haben ca. 30 Dollar für alles bezahlt

Im Kookaburra Park wohnt man preiswert. Wer träumt bei uns nicht davon, unabhängig zu sein von ständig steigenden Kosten für Energie, Wasser usw. Außer den üblichen Steuern ist hier nichts zu befürchten. Weder fallen Kosten für Wasser oder Abwasser an, noch für Energie. Das Wasserproblem wird hier generell mit Regenwasser gelöst. In den Gärten dicht am Haus stehen riesige runde Tanks und alles Wasser was runter kommt, wird gesammelt. Dadurch, dass es rundum keine Luftverschmutzung gibt, ist das Wasser so sauber, dass man es trinken kann. Wer es genau nimmt, hat eine Filteranlage, oder kocht das Wasser noch mal ab. Energie kommt von der Sonne. Solarzellen auf den Dächern produzieren meistens mehr Strom, als in den Häusern verbraucht wird. Für Warmwasser gibt es spezielle Tanks, die das Wasser direkt anwärmen. Für den Garten nutzen wir das Wasser aus dem See. Wir gießen was das Zeug hält und haben nicht die Wasserrechnung im Hinterkopf, wie bei uns in Europa. Selbst in der letzten Trockenphase im Frühjahr war dort genug Wasser, wenn auch der Wasserdruck merklich geringer war. Ja und Heizenergie braucht man eh nicht. Selbst wenn es im Winter mal richtig kalt wird, so um die 10 Grad nachts, dann sind es am Tage wieder über 20 Grad. Da kommt man auch mit einem warmen Pullover aus. Keines der Häuser hier hat eine Möglichkeit zum Heizen. Mit Energie und mit Wasser können wir so verschwenderisch sein wie wir wollen. Nur, wenn man hier wohnt, ist man gnadenlos auf das Auto angewiesen. Busslinien gab es mal, aber die sind eingestellt worden. An eine Bahn ist gar nicht zu denken. Radwege an den Hauptverkehrsstraßen gibt es nicht. Man riskiert sein Leben mit dem Fahrrad auf der Landstraße. Der nächste Supermarkt mit einem sehr eingeschränkten Angebot ist in Gin Gin, ca. 3 km entfernt. Wenn man etwas anderes braucht, als die üblichen Fertigprodukte und Grundnahrungsmittel, dann bleibt nur die Autofahrt nach Bundaberg, was einschließlich Rücktour fast 100 km Fahrt sind.

Sonnenschein im Kräutergarten

Wins Haus liegt versteckt in einer Nebenstraße. Man sieht nur die Garage und ein Bisschen vom Dach. Dann geht man hinter einer Gruppe aus Bougevillea ein paar Stufen hinunter in den Garten, der zum Schutz vor den gefräßigen Kängurus eingezäunt ist. Außerhalb der Einzäunung stehen riesiger Bambus und geschätzte 50 Obstbäume. Es gibt Orangenbäume, Zitronen, Limetten, Macadamias, Mangos, Maulbeeren und noch etliche Früchte, deren Namen ich nicht mal kenne. Es ist wiklich ein Paradies.

Im Garten: mit perfekter Tarnung
Im Garten: weniger perfekt getarnt

Mir gefällt, dass man hier gar nichts abgeschließen muss, weder das Auto, noch die Haustür oder die Garage mit all den Werkzeugen. Kriminalität ist überhaupt kein Thema hier. Bestenfalls bei längerer Abwesenheit werden Haus und Garage mal abgeschlossen.
Die Haustür halten wir jedoch konsequent nicht ver- sondern ge-schlossen, denn sonst kommt Ungeziefer oder vielleicht auch mal ein größeres Getier rein und beides ist uns nicht willkommen.

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