McDonnall Ranges heißen die parallel verlaufenden Bergketten im Northern Territory. Sie sind nicht besonders hoch und bestehen aus rotem Sandstein. Alice Springs, die einzige größere Stadt weit und breit, ist mitten drin und entstand an einem der Gaps. Gaps sind die Täler, an denen die Bergkette durchbrochen ist und durch die man auf die andere Seite gelangt, ohne über den Berg klettern zu müssen. Die vielen Gaps, Canons, Flusslandschaften sind einzigartig schön, wenn auch trocken und nur mit ausgesprochen überlebenswilliger Vegetation. Wann immer ich ein ausgetrocknetes Flussbett sehe, kann ich mir kaum vorstellen, dass es hier jemals Wasser geben kann oder sogar Überschwemmungen. Die Stadt selber ist um die ehemalige Telegraphenstation herum gebaut. Das war die erste in Australien und zu dieser Zeit dauerte es immerhin noch drei bis vier Tage, bis ein Telegramm tatsächlich beim Empfänger ankam. Davor waren es Monate bis hin zu einem Jahr, wenn man einen Brief nach Übersee schicken musste.
In Alice Springs hatten wir ein Zimmer im Backpackers. Das Pärchen, das den Backpacker betreibt, ist deutsch/schweizerisch. So wundert es mich wenig, im Garten eine alpine Skihütte zu sehen. Ansonsten ist alles kunterbunt dort. Im Garten gibt es einen Swimmingpool und ganz viele kuschelige Ecken mit Hängematten, Schaukeln und Liegestühlen. Wenn es dunkel ist, dann sieht der Garten aus wie eine Märchenlandschaft, weil überall bunte Lichter funkeln.
Backpackers sind für mich immer noch sehr unterhaltsam, weil man die seltsamsten Typen dort trifft. Diesmal war es eine ältere, sehr hagere Frau aus der Schweiz, die mit ihrem Fahrrad und Campinggepäck durch Australien geradelt ist. Tausendfünfhundert Kilometer hatte sie noch vor sich, denn sie wollte von dort aus weiter nach Perth. Ich weiß nicht, was noch langweiliger sein könnte als sowas. Leider war sie etwas verstockt und ließ sich alles aus der Nase ziehen. So bleibt bei mir nur die schrullige Idee haften.
Gleich bei unserer Ankunft bekamen wir die erste Unterweisung zur Sicherheitslage in Alice Springs. Marodierende Gangs jugendlicher Aborigines würden die Stadt terrorisieren, Autos klauen, zu Schrott fahren und abfackeln. Wir sollten möglichst vermeiden, zu später Stunde aus der Stadt kommend über die Brücke zu gehen, sondern besser ein Taxi nehmen. Die Kriminalitätsrate in der Stadt wäre ziemlich hoch und derzeit patrouilliert die Polizei die ganze Nacht hindurch. In der Tat konnten wir nachts immer wieder die Sirenen der Polizeifahrzeuge hören.
Aber wir hatten ohnehin nicht vor, die Abende im Pub zu verbringen. Wir wollten lieber die Umgebung ansehen und so sind wir am nächsten Tag nach Hermannsburg gefahren, etwa 80 Kilometer entfernt von Alice Springs, also für australische Verhältnisse gleich nebenan. Dort gibt es die Überreste einer alten Mission. Man legte eine Wasserversorgung, betrieb Landwirtschaft, sogar eine Gerberei. Die dort lebenden Aborigines wurden ausgebildet und gleichzeitig hat man versucht, sie zum Christentum zu bekehren. Besonders gut geklappt hat letzteres allerdings nicht. Es gab ein paar christliche Eheschließungen unter den Aborigines. Die alten Fotos davon findet man in dem heutigen Museum. Die Aborigines sind meistens bei ihrem traditionellen Glauben geblieben oder haben beides zusammen gemixt.
Inzwischen leben in Hermannsburg etwa 580 Aborigines und 60 Weiße. Es gibt insgesamt 120 Arbeitsplätzen, das Museum eingeschlossen, aber nur 60 der Aborigines arbeiten. Der Rest lebt vom Sozialgeld. Die Weißen in Hermannsburg sind nur zum Arbeiten dorthin gegangen, d.h. sie leben alle nur vorübergehend dort.
Auf dem Weg zurück gab es schöne Landschaften, weite Täler, rote Berge und sogar fließendes Wasser im Finke River.
Ich glaube, dass wir in den paar Tagen die wichtigsten Dinge in und um Alice Springs gesehen haben. Für mich wäre der Ort kein Platz zum Leben, zu isoliert, im Sommer zu heiß und auch wegen der sozialen Spannungen.
Nun auf nach Coober Pedy zum Opale suchen!