Von Byron Bay aus sieht man einen ungewöhnlich spitzen Berg, den Mount Warning. Man könnte meinen, dass man oben gar nicht stehen kann, aber das war ein Irrtum.
Wenn ich sage „in der Nähe“, dann ist das natürlich relativ. Entfernungen sieht man hier ganz anders und deshalb war es schon eine Stunde Autofahrt bis zum Wanderpfad auf den Berg, der immerhin der höchste weit und breit ist. Ursprünglich war der Berg ein Teil der Kratereinfassung eines riesigen Vulkans. Die Aborigines sagen ihm magische Kräfte nach und haben es gar nicht so gerne, wenn Leute bis auf den Gipfel gehen. Wir machen es trotzdem und sind damit nicht die Einzigen. Manche benutzen selbst diesen Berg als Fittnespfad und joggen mal locker nach oben und wieder zurück.
Win in Flipflopps und ich in meinen Birkenstocklatschen, so sind wir losspaziert. Serpentinen führen durch den Urwald bergan. Umgeben von riesigen Gummibäumen, die ganz langsam von Feigenbäumen erdrosselt werden, zwischenduch kleine Quellen und vor allem richtiger Urwaldmusik. Ca. 2,5 bis 3 Stunden braucht man bis zum Gipfel. Eine unglaublich schweißtreibende Angelegenheit. Das letzte Ende ist steil und felsig. In die Felsen sind Ketten eingelassen, damit man sich festhalten kann. Win meinte, das wäre hauptsächlich für Kinder, aber ich wäre ohne die niemals hoch und schon gar nicht runter gekommen.
Dreckig und verschwitzt sind wir nach unserem Spaziergang nach Nimbin gefahren, auch ganz in der Nähe, nur eine Autostunde entfernt. Nimbin ist in den 70er Jahren duch ein Rockfestival berühmt geworden, das muss etwa zur gleichen Zeit wie Woodstock gewesen sein. 10000 Hippies kamen damals. Als man einige von ihnen verhaftet hatte, haben andere solidarisch die Polizeiwache belagert, bis die Inhaftierten frei gelassen wurden. Von den vielen Hippies sind dann einige einfach in Nimbin geblieben und haben sich nicht nur angesiedelt, sondern auch dafür gesorgt, dass Nimbin ein Sammelbecken für Aussteiger jeder Art wurde und zum Synonym für alternative Lebensformen.
Es gibt rundum etliche Kommunen, jede mit einer eigenen Philosophie. Jedes Jahr gibt es ein Musikfestival mit ca. 20000 Besuchern. Die Stadt ist krakelbunt, voller kauziger und manchmal auch sichtbar runtergekommener Typen. Gekifft wird an jeder Straßenecke, und in den Touriläden kann man Rauschmittel kaufen, die aber nicht als solche gelistet sind, wie z.B. Pilze und psychogene Kräuter.
Unser Ausflug endet in Bayron Bay, wo wir kurz vor der Rückreise nach Gin Gin noch einmal die entspannte Athmosphäre genießen wollen. Bayron Bay ist verglichen mit Nimbin mehr die Nobel-Hippiestadt, vom einzigartigen Flair her aber recht ähnlich. Bayron Bay hat auch ein richtiges Nachtleben mit Bars, Musikkneipen und vielen Partys.