Mit der ersten Fähre früh am Morgen sind wir von Tangier nach Tarifa übergesetzt. Das fühlte sich erst mal gut an, wieder in Europa zu sein. Kein morgendlicher Singsang der Mullahs mehr, kein Feilschen mehr, kein Pfefferminztee mehr.

Die erste Station war Cadiz. Schon auf der Karte sah es toll aus, ein kleiner Streifen Land ragt in den Atlantik und ist an der anderen Seite mit zwei langen Brücken mit dem Festland verbunden. Kein Wunder, dass das immer ein strategisch wichtiger Ort war.
Wir hatten für zwei Tage ein Zimmer gebucht. Als wir über den Plaza de San Juan de Dios zu unserem Hotel spaziert sind, war es bereits gegen Mittag. Der Plaza ist eingesäumt von Restaurants und draußen saßen Leute entspannt bei Wein, Bier oder Sangria. Was für ein Kontrast zu Marokko!

Ich habe mir vorgenommen, ab jetzt wenigstens ein Foto von unseren Hotels zu machen, sonst bringe ich das später immer durcheinander. Immerhin war das jetzt die siebte Unterkunft auf unserer Reise.
Cadiz ist ein typischer Urlauberort, allerdings mehr für Einheimische. Ausländische Touristen findet man mehr in Malaga. Mehr als 3000 Jahre Geschichte, kleine enge Gassen, ein zentraler Markt, der Dom, wunderbare Badestrände und zwischendurch immer wieder Gebäude, die wohl noch aus der Zeit der Römer stammen. Ich würde gerne mehr auf Erkundung gehen, aber irgendwie sind wir in eine Hitzewelle geraten, was das Erkunden am Tage beschwerlich macht. Ich könnte es hier eine Weile aushalten, aber wir wollen weiter nach Cordoba.


Nach Cordoba fahren wir mit dem Bus. Das dauert etwa 2,5 Stunden. Einen Zug gibt es auch. Man spart eine halbe Stunde, aber dafür ist der Zug dreimal so teuer und man muss im Voraus buchen, sonst bekommt man keinen Platz mehr.
In Cordoba gibt es die berühmte Moschee, La Mezquita de Cordoba, die später zu einer Kathedrale umgebaut wurde, der größte sakrale Bau in Europa. Wir blicken auf 2000 Jahre Geschichte zurück.
Inzwischen befinden wir uns mitten drin in der Hitzewelle, 43 Grad sollen es am Tage gewesen sein. Cordoba ist wunderschön, aber besonders in den Nachmittagsstunden unerträglich heiß. Wir verbringen deshalb die Nachmittage im Hotel, duschen, schlafen, die Klimaanlage läuft ununterbrochen. Wenn wir abends um 8 Uhr auf die Straße gehen, dann ist das viel zu früh.

Der Plaza de la Corredera ist gleich nebenan. Eingerahmt von überdachten Säulengängen und jeweils drei Wohnetagen staut sich hier die Hitze, vor allem aber, weil der Plaza mit dunklen Steinplatten ausgelegt ist. Am Plaza gibt es mehrere Restaurants, die ihre Tische und Stühle früh und abends auf dem Plaza aufstellen. Ich frage mich, wie es die Leute da aushalten. Unter den Säulengängen ist es spürbar kühler, aber immer noch zu heiß.

Vor 20 Uhr muss man gar nicht erst versuchen draußen ein Restaurant zu finden. Das eigentliche Leben geht hier erst los, wenn die Sonne untergegangen ist, das ist so zwischen 21 und 22 Uhr. Plötzlich sind die Straßen wieder belebt. Stühle und Tische der Restaurants stehen wieder draußen und das (Nacht)-Leben beginnt.
Unsere letzte Station ist Madrid. Mit dem Zug von Cordoba sind wir in etwa 2 Stunden da. Hier haben wir es vor allem auf den Prado und Reina Sofia abgesehen. Vom Hotel aus können wir alles zu Fuß erwandern. Die Hitze macht es uns immer noch schwer, aber in den großen Ausstellungen ist alles voll klimatisiert. Der Prado hat mich total umgehauen mit der Fülle von Bildern alter Meister. Viele kannte ich schon aus Büchern oder von Postkarten. Im Reina Sofia wird mehr die jüngere Kunst gesammelt. Neben einer gewaltigen Sammlung gibt es auch temporäre Ausstellungen. Wir haben einen ganzen Tag dafür gebraucht.


Dann gibt es noch eine dritte große Sammlung, genannt Thyssen-Bornemisza, eine private Sammlung, die sowohl zeitgenössische als auch alte Meister umfasst. Wir haben einen ganzen Tag gebraucht und waren von der Fülle total überwältigt.
Unser Hotel hat weder einen Ventilator noch eine Klimaanlage. Wenn wir die kühle Nachtluft reinlassen wollen, dann hören wir den Lärm von der Straße. Gäbe es da nicht die nonstop kläffenden Hunde, dann ginge das schon. Von unserem Hotelbetreiber wollten wir deshalb einen Ventilator haben, aber der versteht absolut nichts. Bei den Spaniern sind Fremdsprachen nicht üblich. Selbst im Hotel- oder Restaurantgewerbe in zudem touristischen Gegenden sind selbst die geläufigsten Wörter anderer Sprachen unbekannt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass wir kaum mit Spaniern ins Gespräch kommen.



Hier in Spanien habe ich Sangria kennen und lieben gelernt. Das ist ein erfrischendes Getränk aus Orangensaft, Orangenstücken, Zitronen, Brandy, Rotwein und ganz vielen Eiswürfeln. Jedes Restaurant hat das, aber überall schmeckt es anders. Meistens ist es wegen der Früchte und dem Eisanteil nicht sehr hochprozentig. Bei Außentemperaturen von 40 Grad kann ich mir nichts Besseres vorstellen als dieses kühle, fruchtige, süffige Gemisch.
