Deutsche Siedler haben ihre Spuren hinterlassen

Nun sind ein paar Tage vergangen und ich bin nicht dazu gekommen, mein Tagebuch zu schreiben. Aber ich versuche, das alles nachzuholen.

Unser erster großer Ausflug führte uns hinter die kleine Gebirgskette, die sich um Adelaide herumzieht. Richtige Berge gibt es hier eigentlich nicht, die höchsten in ganz Australien sind vielleicht 1600 m hoch. Aber immerhin sind es beachtliche Hügel und sie sind hoch genug, die Regenwolken abzuhalten. Es gibt also ein Gebiet, in dem ab und an Regen fällt und einen Teil, der völlig austrocknet, den Regenschatten. So fährt man also über den Hügel und hat eine komplett andere Landschaft.

Im Regenschatten
Noch mehr Regenschatten

Die ersten Siedler hier waren zum großen Teil Deutsche. Es gibt Dörfer, die heute noch deutsche Namen haben und in denen deutsche Restaurants und Bäckereien sind. Niemand spricht hier mehr deutsch, aber es soll noch bis in die 70er Jahre deutssprachige Einwohner gegeben haben. Inzwischen sind nur noch deren Nachfahren übrig, die mit der Sprache nichts am Hut haben. Die umliegenden Friedhöfe sind voll mit Grabsteinen, die deutsche Namen tragen.

Haus in Handorf
Haus in Handorf, einem von Deutschen gegründeten Dorf

Mindestens 5 Friedhöfe haben wir angesehen, alle haben alte Grabsteine mit deutschen Namen. Die Grabsteine werden normalerweise dunkelgrau und sind kaum noch zu entziffern nach ein paar Jahrzehnten. Hier werden sie liebevoll gereinigt und sind deshalb alle lesbar.

Deutscher Friedhof
Deutscher Friedhof in der Nähe von Adelaide

Bis zum River Murray sind wir gekommen, dem größten Fluss in Australien. Bräunliches Wasser, Motorbote, Liegewiesen … Früher war es die Verbindungsstraße nach Adelaide. Alles wurde mit Raddampfern gemacht, die gibt es heute nur noch für Touristen.

River Murray

Einen ganz sonderbaren Ort haben wir noch besucht und so richtig glauben will ich das immer noch nicht: Als 1855 ein Schiff mit Siedlern eintraf, war auch ein junger Mann aus Preußen dabei. Wie es dazu kam, ist nicht überliefert, aber auf jeden Fall hatte er sich als Wohnung einen sehr alten Gummibaum ausgesucht. Der hohle Stamm war so geräumig, dass er später sogar mit seiner Frau und den erstgeborenen Kindern dort wohnen konnte.

Ein Gummibaum als Wohnung für eine Familie

Etwas abseits von Adelaide, mitten im Wald wohnt Wins Cousine Nem. Es gibt Ziegen, die morgens und abends von ihr gemolken werden, es gibt Hühner, jede Menge Obstbäume, Kräuter- und Gemüsebeete. Alles wächst frei jeglicher Anordnung, lässt aber dennoch System erkennen. Geht man bergan in den Wald, kommt man in ein verträumtes Häuschen. Etwas weiter oben wohnt ihr Sohn in ebenso einem verträumten Häuschen und noch weiter oben gibt es einen kleinen Waserfall, der das gesamte Grundstück mit Wasser versorgt. Bei Nem wohnen manchmal sog. Wuffis, das sind junge Leute, die über eine Agentur vermittelt werden und zeitweise in Australien arbeiten. Gegenleistung ist freie Kost und Logis und wahrscheinlich Taschengeld. An diesem Abend war ein Abschiedsessen für ein Mädchen aus Frankreich und ihren Freund. Dazu kamen noch weitere junge Leute aus dem Umkreis von Nems Sohn und natürlich wir, die wir ohne Umstände mit beköstigt wurden. Getafelt wurde vor dem Haus, mitten im Wald.

Abendessen mit Wuffis im Wald

Das Haus in dem Nem wohnt ist voller Kunst. Beide Eltern waren bekannte Maler, die Mutter war auch Bildhauerin und so sind mehrere Zimmer des Hauses voller wertvoller Bilder und Plastiken. Das ganze Haus ist ein einziges Kunstobjekt.

Bei Nem in der Küche

Ganz in der Nähe von Nems Haus habe ich meinen ersten Koala entdeckt. Diese 20-Kilo-Tiere lümmeln hoch oben in den Gummibäumen rum und machen stundenlang gar nichts ausßer sitzen und gucken.

Koalabär hoch oben im Baum

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