Von Langeweile und Abenteurern

Die Rückreise hat begonnen und wie geplant, sind wir früh um 4 Uhr aufgestanden.

Beeke kam dann um 6 und hat uns auf ihrem Weg zur Arbeit mitgenommen und nach Bundaberg zum Bahnhof gebracht. Da sitzen wir nun gelangweilt und warten auf den Zug, der erst um 10 Uhr kommen soll. Gepäck und Müdigkeit hindern uns, in der Stadt herumzulaufen.

Zugverbindungen für den Personenverkehr sind hier spärlich. Bisher habe ich auf unseren vielen Touren auch noch nie einen Personenzug gesehen. Gelegentlich diese fiesen langen Güterzüge mit Kohle beladen, die im Schneckentempo durch die Landschaft kriechen, sonst nichts.

Ich nehme langsam Abschied von Australien, obwohl wir ja noch Brisbane erobern wollen. Da gibt es einiges, was ich in Europa vermissen werde. Die vollkommene Ruhe zum Beispiel oder den Duft von Frangipaniblüten. Wer auch immer aus Europa hierher kommt, hat es schwer, davon loszukommen. Die meisten jungen Leute aus Europa, die ich hier getroffen habe, wollen zumindest ihren Aufenthalt verlängern und noch ein Jahr dranhängen. Andererseits ist es hier sehr einsam. Alles ist weit voneinander entfernt. Australier sind daran gewöhnt und halten alles unterhalb von der 500 km Entfernung für „in der Nähe“. Orte liegen manchmal 100te km weit auseinander und auch die sind eher winzig und und so ist an Kino, Theater oder Konzerte gar nicht zu denken. Hier sagt man, dass Australien Freiheit bietet, aber dafür keine Kultur hat und in Europa wäre es genau umgekehrt. Für Leute mit großen Familien mag das ok. sein. Wer aber hier allein lebt, dem werden die gelegentlichen sozialen Kontakte nicht ausreichen.

Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass Australier gerne reisen. Generell haben die meisten ihre Wurzeln anderswo in der Welt und da gibt es immer irgendwo Verwandte, die man besuchen kann. Die Aborigines klammere ich mal aus, denn das ist nur 1% der Bevölkerung. Aber das Abenteuerliche scheint genetisch zu sein. Schließlich sind die meisten der Vorfahren freiwillig ausgewandert, was damals die Abenteuerlust in ihrer Reinform gewesen sein muss. Die vielen kleinen Museen in den Orten, die wir durchfahren haben, erzählen all diese Geschichten von Eroberern und Abenteurern.

Das ist Wins Großvater, auch ein Abenteurer, bei seiner Expedition zum Südpol etwa um 1910; mehr als ein Jahr hat er dort verbracht

 

 

Schreibe einen Kommentar