2300 km bis Bundaberg

Heute treten wir die lange Fahrt nach Queensland an. In Europa hat man schon bei wesentlich kürzeren Entfernungen ein komplett anders Landschaftsbild, andere Vegetation, anderes Klima. 

Bevor es losgeht, möchte ich kurz Bilanz ziehen. Immerhin bin ich schon mehr als eine Woche hier und habe einige Leute kennengelernt. Für mich fühlt es sich an wie mehrere Monate. Europa ist nicht nur räumlich weit entfernt sondern auch zeitlich. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr wie es da ist, ich habe alles vergessen, wie in dem Lied vom Elfenkönig.

Generell muss ich sagen, dass die Australier wesentlich entspannter sind als wir und auch weniger eitel. Im Straßenbild ist das nicht immer von Vorteil, aber im Umgang miteinander auf jeden Fall. Das Leben hier ist garantiert nicht einfacher als bei uns, aber die Freundlichkeit und unkomplizierte, nette Umgangsformen sind mir überall begegnet, mit Ausnahme einer hysterischen Furie namens Kate.

Australier scheinen auch mutiger zu sein, was unkonventionelle Lebensformen betrifft. Wins Cousine Nem z.B. lebt von ihrem Mann getrenn in einem Wohnwagen. Sie ist täglich mehrmals bei ihm im Haus, kümmert sich um Hühner, Ziegen, den Haushalt und den Garten. Aber ihr eigentliches Leben hat sie wenige Kilometer entfernt auf einer kleinen Anhöhe mitten im Wald. Dort hat sie ein Grundstück gekauft und ihren Rückzugsort eingerichtet. Es gibt einen Wassertank, geduscht und gekocht wird draußen. Wir wollten sie noch einmal dort besuchen, haben sie jedoch nicht angetroffen. Der Wohnwagen war nicht verschlossen, wir konnten ungehindert hineingehen. Drinnen gab es nur ein Bett, einen runden Tisch mit vielen Zeichenstiften und Farben und einen Notenständer mit Flötenübungen von Telemann. Nem zeichnet also und musiziert dort ganz einsam im Wald.

Auch der Wettbewerb um „die beste Hausfrau“ oder „die aufgeräumteste Wohnung“ scheint hier gar nicht stattzufinden. Es ist eben viel entspannter.

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