Ruhe nach dem Sturm

Es war allerhöchste Zeit, aus dem Haus auszuziehen.

Kate hatte sich dermaßen in ihre schlechte Laune hineingesteigert, dass es fast unerträglich war. Die eigentliche Kriegserklärung haben wir am Abend zuvor im Kühlschrank gefunden, wo alle ihre Lebensmittel plötzlich Namensschilder hatten. Bis dahin gab es eine gemeinsame Lebensmittelhaltung. Bei unserer Bergtour sagte sie mir, dass sie sich davor fürchtet, wenn Win demnächst weggeht. Demnach war sie darauf vorbereitet. Heute hat sie regelrecht getobt deswegen. Win sagte mir, dass sie sich in Gin Gin allmählich mit allen verfeindet hatte, selbst mit ihrem Bruder und mit ihrer Mutter. Er war der Einzige, der ihr immer wieder aus der Patsche geholfen hat. Nun bereut er, dass er sich auf dieses Wohnprojekt in Adelaide eingelassen hat. Armer Raj, der wird das gar nicht verstehen.

Bei Stephanie, Wins Schwester und ihrem Mann Brian, einem gebürtigen Schotten, wollen wir noch zwei Tage verbringen. Die beiden haben ein geräumiges Haus im Norden von Adelaide. Zwei ihrer Kinder wohnen noch zu Hause, aber beide sind schon erwachsen und studieren. Stephanie war Lehrerin und Brian arbeitet als Schulpsychologe. Steph und Brian planen für dieses Jahr eine 3-monatige Reise nach Europa. Wahrscheinlich werden wir sie im Frühling oder im Sommer in Berlin wieder sehen.

Wenn man in Adelaide durch die Straßen geht, dann sieht man überwiegend eingeschossige Häuser im Kolonialstil, mit breiten Überdachungen vor dem Eingangsbereich. Manche Häuser haben rundum eine Art Balkon, der in der heißen Sommerzeit Schatten spendet. Die meisten Häuser wirken von der Straßenseite aus eher bescheiden. Geht man hinein, dann staunt man wie groß das alles ist. Hinter dem Haus ist fast immer ein Garten mit Zitrus- oder Feigenbäumen.

Haus im Kolonialstil – allerdings nicht in Adelaide, sondern in Strathalbyn
Auch moderne Architektur findet man unterwegs

Steph hat heute die frisch gepflückten Zitronen aus dem Garten eingelegt. Nach einer Woche im Kühlschrank sind sie essbar, aber da sind wir nicht mehr hier.

Frische Zitronen, frische Lorbeerblätter, Pfefferkörner, Koriandersamen, Kreuzkümmel, 2 gehäufte EL Salz und Olivenöl

Das verrückteste Haus, das ich bisher hier gesehen habe, ist das von Robert. Robert ist Maler und eigentlich wohnt er in diesem Haus auch nicht sondern benutzt es, um dort seine Bilder zu malen und aufzubewahren. Seine Bilder sind im ganzen Haus verteilt. Robert hat das Haus zu einem lächerlichen Preis von 300 Dollar wöchentlich von einer Erbengemeinschaft gemietet. Die Erben können das Haus nicht verkaufen, weil es irgendwelche Unstimmigkeiten gibt. Folglich wird auch nichts renoviert oder repariert. Den Platz teilt er sich mit einem anderen Bewohner, der aber regelrecht dort wohnt. Das bedeutet, dass er für diese Schrottbude, in der Unkraut aus der Badewanne wächst, monatlich ca. 450 Euro bezahlt. Für Australier ist das ausgesprochen wenig.

Die Küche in Roberts Atelier
Robert in seinem Arbeitsraum

Ansonsten folgte ein geruhsamer Tag in Adelaide. Botanischer Garten und Lunch in Chinatown, eine Halle in den Markthallen von Adelaide, in dem es rundum asiatisches Essen gibt. Davon gibt es hier nicht nur eine.

Markthalle in Adelaide
Chinatown in der Markthalle

 

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