Bye bye Neuseeland

Drei Wochen waren viel zu kurz. Allein in Chistchurch hätte ich eine Woche bleiben können. Unser Zimmer war gleich am Botanischen Garten, gegenüber der alten Uni, also ganz zentral gelegen.

Christchurch ist die Hauptstadt der Südinsel, Auckland die der Nordinsel und dann gibt es noch eine Hauptstadt für beide Inseln, nämlich Wellington. In Christchurch gibt es nur wenige alte Gebäude und da Win die Stadt von früher kennt, war er entsetzt, wir menschenleer es dort ist. Der Grund dafür war das heftige Erdbeben vor etwa 7 Jahren. Ein Teil der Häuser war nach den Schwingungen um einen Meter tief in den Boden gesunken, andere wurden total zerstört. Es gibt immer noch sichtbare Spuren an Fassaden und Pfeilern. In der Innenstadt sind viele Häuser leer und abgesperrt. Es wird überall heftig gebaut. Nur wohnen will hier keiner mehr so gerne, man hat sich in den Außengebieten niedergelassen. Häuser aus Holz oder Ziegeln sind relativ erdbebensicher, dagegen ist Beton viel zu spröde ind reißt bei Erschütterungen.

Der See in der Nähe von Wanaka ist ca. 60 km lang
Die steilste Straße der Welt ist in Dunedin

Seit meinem letzten Bericht haben wir bis auf eine Ausnahme jede Nacht in einem anderen Quartier übernachtet. Wir waren in Westport, Hokitika, Franz Joseph, Wanaka, Te Anau, Invercargill, Balclutha, Oamaru, Akaroa und zum Abschluss in Christchurch. In Invercargill hatten wir so ein schönes Haus, dass wir kurzerhand eine Nacht länger blieben. Ein Tag Auszeit.

Am Wegesrand: Frauen aus aller Welt haben ihre Büstenhalter gespendet für den „Brafence“, eine Aktion zugunsten einer Organisation gegen Brustkrebs

Generell haben wir uns viel Zeit genommen für alles, was uns am Wegesrand begegnet ist, wie z.B. kleine Wanderungen gemacht, Museen besucht, mal eine Stadt, mal einen Strand bewundert. An einer Landstraße haben wir ein ganz besonderes Museum gefunden. Ein phantasievoller Bastler hat seinen Lebenstraum verwirklicht. Er hat bei einem alten Bus eine Etage draufgesetzt und alles ausgebaut. Drinnen hat er lauter kleine technische Kuriositäten, die man anfassen und bespielen darf. HInter dem Bus ist ein Garten und da geht es richtig zur Sache. Mit einem Hometrainer kann man einen  Monitor mit Energie versorgen, bis er irgendwann ein Video zeigt und man sieht sich auf dem Hometrainer strampeln. Etwas weiter kann man an einer unscheinbaren Kurbel drehen und  hinten im Gebüsch tauchen plötzlich riesige rostige Spinnenarme auf. Besonders begeistert war ich von einer Geräuschorgel. Das ist ein umgebautes altes Klavier. Wenn man auf eine Taste drückt, dann passiert irgendwo etwas. Eine Babypuppe schreit oder eine Nationalhymne wird gespielt, ein Gebiss klappert usw. Den ganzen Tag hätte ich da verbringen können. Ein Besuch auf seiner Webseite lohnt sich bestimmt: www.thelostgypsy.com. Wir jedenfalls waren für den Rest des Tages total beschwingt und inspiriert.

Ein alter Bus voller Überraschungen, siehe auch www.thelostgypsy.com

In Backpackers gibt es meisten eine voll ausgestattete Küche. So konnten wir ab und an selber unser Lieblingsessen machen: frische Grünlippmuscheln mit Knoblauchbutter und Zitrone, dazu ein gut gekühlter „Stoneligh Souvignon Blanc“.

Wie viele Kilometer wir gefahren sind weiß ich nicht, aber so 250 km waren es wenigstens jeden Tag — in klassischer Rollenverteilung: er am Steuer, sie als Beifahrer mit der Landkarte bzw. mit mapsme. Wir hatten uns irgendwann geeinigt, dass ich immer fahre, wo immer man auf der rechten Straßenseite fährt und Win immer dort, wo links gefahren wird. Also so wie wir es jeweils gewohnt sind. Damit reduzieren wir das Fehlerrisiko.

Neuseeland gehört ab jetzt zu meinen Lieblingsländern, wenn auch ich nicht weiß, ob ich jemals wieder dorthin komme. Die Nähe von Gebirge und Meer macht die Landschaften unwiderstehlich. Wenn ich Neuseeland mit Schottland, Irland oder Österreich vergleiche, dann finde ich dort Vieles wieder. Aber schließlich ist es viel wilder und ursprünglicher. Heiße Quellen, blubbernder Moder, Schwefel, Gletscher, saftig grüne Wiesen, Berge, Hügel, Schafe und überall Blumen, das ist meine Zusammenfassung. Dass es dort ursprünglich keine Säugetiere gab fand ich seltsam. Alle wildlebenden Säuger wie Possums, Ratten, Hasen, oder Rehe sind durch die Besiedlung eingeschleppt worden und gehören von Natur aus eigentlich nicht dorthin. Weil ich an Säugetiere gewöhnt bin, sehe ich das eher als Bereicherung. Gestört hat mich an Neuseeland allerdings, dass alle Besonderheiten nur gegen Bares zu haben sind. Ein Beispiel sind die heißen Quellen in Rotorua, in denen man ein paar Jahre zuvor noch baden konnte, oder die Gletscher, auf die man nur noch per Hubschrauber oder per Flugzeug kommt, oder aber mit einer geführten Tour. Alle Wege sind ansonsten abgesperrt. Ginge es um den Schutz vor Zerstörung, dann sollte man auf diese Touren ganz verzichten. Oder in Oamaru: dort sind die Leute mit Pinguinen aufgewachsen. Pinguine leben dort sogar in den Nischen alter Häuser. Nun hat man überall am Ufer hohe Holzwände aufgestellt, so dass die Pinguine nicht mehr dorthin kommen. Neben dem alten Hafen gibt es nun ein neues Pinguin-Zentrum, wo man für 45 Dollar pro Person auf einer Tribüne sitzen kann um die Pinguine zu sehen. Die Anwohner sind empört, die Besucher zahlen. Ob es für die Tiere gut ist, weiß ich nicht. Vielleicht gewöhnen sie sich an den neuen Platz und sind dort besser geschützt und müssen nicht mehr umringt von Scharen chinesischer Touris nach ihrem Nest suchen.

Nun sitzen wir im Zug nach Bundaberg. Gevin wird uns nachher abholen und nach Gin Gin bringen. Ich freue mich schon auf den Garten, auf meine geliebten Kängurus, auf die Ruhe und darauf, dass ich den Koffer wieder wegräumen kann.

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