Sydney und Blue Mountains

Letzte Woche haben wir Gin Gin verlassen und sind in Richtung Süden aufgebrochen? Bis nach Adelaide und zurück soll es gehen und nach erster grober Schätzung werden es so etw 6000 km sein, die wir im Auto zurücklegen werden bis Ende März.
Die erste Tour führte uns über die Hochebene nach Stranthorp. Wegen der Höhenlage ist es deutlich kühler dort. Im Winter gibt es sogar Schnee. Das Klima ist gut für Äpfel und Weintrauben, also durchaus vergleichbar mit einigen Gegenden in Europa. Die Strandhorper sind auch mächtig stolz auf ihre Äpfel und Trauben und so wird alljährlich ein großes Fest gegeben, das wir aber leider nicht mehr mitfeiern konnten, weil wir weiter mussten. Für mich war es eher eine langweilige Kleinstadt wie alle anderen. Der einzige Unterschied waren die bereits geschmückten Straßen.
Bei unserem Abendspaziergang kamen wir an der Stadtgalerie vorbei. Wie überall in Australien, hat auch Strandhorpe eine Galerie, in der man kostenlos Zutritt hat. An diesem Abend war gerade eine Vernissage und so haben wir uns unter die vielleicht 200 Leute gemischt. Ausgestellt hattem ausnahmslos lokale Künstler. Jeder hatte nur ein oder zwei Bilder dort und von all den vielen Bildern haben mir eigentlich nur zwei gefallen. Die meisten Sachen wirkten so laienhaft und hatten für mein Empfinden mit Kunst nicht viel zu tun. Aber es gab Käsehäppchen, Sushi und frisches Obst. So war unser Besuch jedenfalls nicht sinnlos.

Port Maquarie

Die darauffolgenden zwei Nächte haben wir in der Nobel-Hippiestadt Bellingen zugebracht. Die Stadt ist umgeben von Regenwald mit seltsamen Vögeln, die Miau machen und Bäumen, die so giftig sind, dass eine Berührung tödlich sein kann.
Die giftigen Bäume habe ich auf unserer Regenwaldtour nicht gesehen, und wie ich die Aussies kenne, ist so ein Baum rundum abgeschirmt und dutzende Warnschilder bewahren uns davor, tatsächlich in Gefahr zu geraten. Wovor ich weitaus mehr Angst hatte, waren die Blutegel, die man sich leicht einfängt, wenn man durch Gras oder Farnkraut geht. Die hängen dann wie schwarze Spaghetti an den Beinen. Gesehen habe ich zum Glück keine und wenn man auf den befestigten Wegen bleibt, dann kriegt man die auch nicht.
Durch Bellingen fließt ein Fluss mit wunderbar klarem Wasser und Fischen in jeder Größe. Flussbaden und Fluss-Schnorcheln macht da wirklich Spaß.
Übernachtet haben wir in einem wunderschönen Backpackers. Überall waren kuschelige Sitzecken und große Holzterassen mit Tischen und Stühlen.
Die nächste Station war Stroud, wo Wins Cousine Celia lebt. Stroud ist ein winziges Dorf mit einem kleinen Supermarkt und natürlich auch einer Galerie. Celia lebt aber etwas abseits vom Dorf mitten im Busch. Dort hat sie ein neues Haus gebaut, sehr einfach, aber großzügig und mit viel Licht. Eigentlich besteht es nur aus einem riesengroßen Zimmer mit Küchnbereich und einem abgetrennten Schlafraum mit Bad. Es ist noch nicht richtig fertig. So fehlt noch die Wasserinstallation und der Abwasseranschluss zum eigenen Entsorgungssystem. Abwaschen muss sie also immer noch draußen und auch das Bad kann man noch nicht benutzen. Celia hat während der Bauphase eineinhalb Jahre lang in einem Wohnwagen gelebt, nachdem sie ihren Mann verlassen hatte. Der Wohnwagen steht noch dort und zwei Nächte lang hatten wir ihn als Quartier. Celia ist Malerin, hat an der Kunsthochschule studiert und will auch wieder malen, wenn sie mit all der Bauerei fertig ist Mit ihrem Mann hat sie insgesamt 6 Kinder, die inzwischen alle erwachsen sind. Celias Eltern sind/waren beide Künstler, der Vater Maler, die Mutter eine sehr bekannte Bildhauerin. In Celias Haus gibt es deshalb überall etwas Schönes zu sehen, Bilder von beiden Eltern oder vom Großvater gemalt, der auch ein bekannter Maler war. Oder Metallplastiken von Klippel, einem der berühmtesten Bildhauer Australiens, dessen Werke man in den großen Galerien findet, stehen hier einfach so rum. Beide Eltern leben noch, sind aber schon 90 Jahre und älter. Die Mutter arbeitet immer noch und hat ein kleines Studio, in der sie zwar keine großen Arbeiten mehr macht, aber immerhin… Vielleicht lerne ich sie ja kennen, wenn wir auf der Rückreise sind.

Angekommen in Sydney

Sydney war die nächste Station. Für mich war es schon wichtig, Sydney einmal gesehen zu haben, mit den berühmten Brücken, dem Opernhaus und Bondaibeach, einem der schönsten und bekanntesten Strände der Welt. Ansonsten eine geschäftstüchtige Großstadt wie jede andere, volle Straßen, Geschäfte…. Die Luft ist angenehm und der Ozean mit seinen Buchten belebt alles.
Der eigentliche Grund für unseren Abstecher in die Großstadt war aber, dass wir hier die Dänen Jan und Gerda treffen wollten, mit denen wir nun für die nächsten Tage reisen werden. Es sind alte Bekannte von Win, er Vermesser, sie Lehrerin, beide seit kurzer Zeit im Ruhestand. Drei Wochen haben sie insgesamt für Australien eingeplant, nachdem sie seit Anfang Januar, also fast zwei Monate in Neuseeland waren. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mit den beiden warm werde. Unsere Interessen und Lebensauffassungen gehen doch ziemlich weit auseinander. Aber wir sind nett und freundlich miteinander.

Unterwegs: Haus zu verkaufen

Die letzten zwei Tage waren wir gemeinsam in den Blue Mountains, das ist eine malerische Gebirgslandschft, etwa 90 km von Sudney entfernt. Dort hatten wir Quartier in einem YHA, das im Vergleich zu Hotels immer viel gemütlicher ist, schon allein weil man immer eine große Küche zur Verfügung hat. Eine ausgiebige Wanderung haben wir dann gestern gemeinsam gemacht, sind ca. 1000 Stufen in das Tal der Blue Mountains hinabgesstiegen und dann mussten wir natürlich auch mindestens 1000 Stufen wieder hoch. Wenn ich sage Stufen, dann sind das nicht die, die wir normalerweise benutzen, sondern ausgetretene, unregelmäßige und außerdem doppelt so hohe als wir es gewohnt sind. Gerda ist sehr sportlich, eher der Bergziegentyp. Jeden Morgen vor dem Frühstück rennt sie ein paar Kilometer, für sie war das nicht weiter aufregend. Win ist sowieso Rennmeister, aber Jan und ich wollten es doch eher ruhig angehen. Aber es war wunderschön und nicht so heiß wie in Gin Gin. Abends jedenfalls wusst ich, wovon ich müde war.
Unterwegs haben wir noch ein witziges Vogelnest gefunden. Bowerbirds (Laubenvögle) bauen ihr Nest auf dem Boden und rundum dekorieren sie es mit allen möglichen Fundstücken in ihrer Lieblingsfarbe. Dieser hier hatte die Lieblingsfarbe blau und so lagen rings um das Nest verstreut blaue Wäscheklammern, blaue Kronkorken, blaue Plastiklöffel, Trinkhalme, Bänder, hauptsache blau — und nicht etwa hellblau oder dunkelblau, sondern einheitlich strahlendes Mittelblau.

Das Nest vom Bowerbird (Laubenvogel); was würde der machen, wenn man das alles gegen rosarotes Zeug austauschen würde?

Momentan sind wir in Childern, einer kleinen Stadt in der Nähe von Melburne. Noch etwa 900 Kilometer bis Adelaide.

Früh morgens in Childern

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