Casablanca

„Schau mir in die Augen Kleines“ war wohl einer der berühmten Sätze in dem Film. Kann es sein, dass Casablanca in uns romantische Gefühle auslöst? Wenn ja, dann ist das Fehlanzeige.

Für mich ist es eine Stadt mit zwei Gesichtern und obendrein eine Stadt, in der Touris nichts verloren haben. Einerseits zeigt sie sich in modernem Outfit. Vom Bahnhof geht eine Straßenbahn in die Innenstadt. Man sieht einladende Restaurants und Cafes und moderne Architektur. Dann kommt man in den Teil der Stadt, der total runtergekommen wirkt und die Armmut aus jedem Drecksloch rausguckt.

Mit dem Zug von Marrakech nach Casablanca
In der Altstadt
In der Medina von Casablanca

Wir hatten ein Zimmer in der Medina gebucht, in einem Hostel über hostelworld.com. Auf den Bildern sah es wirklich nett aus und auch die Bewertungen waren positiv. In Wirklichkeit ist es so  heruntergekommen, dass ich am liebsten abgehauen wäre. Wir haben uns durchgefragt, um hierher zu kommen. Ein alter Mann ist mit uns gekommen und hat das Hostel dann doch nicht gefunden. Aber Geld wollte er für den Service. Da er sich Zeit genommen hat, habe ich im 20 MAD gegeben, etwa 2€ umgerechnet. Damit war er zufrieden. Eine Frau hatte sich an unserer Suche beteiligt und konnte uns zeigen, wo das Hostel ist. Sie ist mit uns gerade mal um die nächste Ecke gegangen und wollte auch Geld dafür. So fing das schon mal an. Dann ging es eine enge schmale Treppe hoch, ohne Gepäck eine Herausforderung, mit Gepäck lebensgefährlich.

Oben angekommen mussten wir feststellen, dass das Internet nicht zuverlässig funktioniert. Es gibt keine Handtücher und keine Bettwäsche. Beides haben wir anfordern müssen und der schlitzohrige Typ meinte dazu nur, dass ein Hostel ja schließlich kein Hotel wäre. Im Gemeinschaftsbad gibt es kein Warmwasser und am Waschbecken tröpfelt es nur. Beim Zähneputzen muss man die Tropfen mit der Hand auffangen, damit es zum Mund ausspülen reicht. Unser Zimmer ist stickig, hat eine grelle Deckenleuchte und durchgelegene Betten. Sonst nichts.

Nun zum Schlitzohr: Ein kleiner arabischer Hippie mittleren Alters hängt hier die ganze Zeit rum. Als ich mich über das Internet beschwert habe, war er auf eine schleimige Art freundlich, bot mir an, sich um eine SIM-Karte für mein Tablett zu kümmern. Wie Hilfsbereitschaft hier verstanden wird, habe ich inzwischen gelernt. Er ist ein Freund des Besitzers, irgendwann mal hier abgestiegen und hängen geblieben, er schläft im Eingangsbereich auf dem Sofa. Win hat später mit ihm gesprochen, da meinte er, dass Alkohol trinken ziemlich verwerflich wäre und aggressiv macht. Man könne da leicht mal jemanden umbringen. Bei Marihuana ist das anders, da kriegt man nur gute Laune und lacht immerzu. Dann meinte er noch, dass er ja immer stoned Auto gefahren wäre und das es aus seiner Sicht gar kein Problem wäre. Hm.

Morgen geht es weiter nach Tangier. Das heißt, wir sind jetzt auf dem Weg zurück in die Zivilisation. 

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