Das wars mal wieder

Nach unserem Abstecher zum Orange River ging es zurück in Richtung Norden, diesmal etwas weiter als nach Mariental, nämlich in eines der NWR-Ressorts, die als staatliche Einrichtung der absoluten Abzocke betrieben werden. Die schönsten Ecken des Landes hat sich NWR einverleibt und gleichzeitig dafür gesorgt, dass es keine preiswertere Konkurrenz gibt. NWR hatten wir in Etosha und in allen drei Ressorts waren die Preise extrem hoch und der Service extrem niedrig. So auch hier am Hardap Damm, nahe Mariental. Die Landschaft ist einmalig und über den Staudamm habe ich mich gefreut wie ein Kleinkind. Endlich mal wieder richtiges Wasser. Das Wildreservat darf man mit dem eigenen Fahrzeug leider nicht befahren, kann aber eine Safaritour buchen. Wieder 500 Dollar pro Nase? Wir hatten ohnehin das schönste Reservat mit Wildtieren gesehen, und das ist nicht zu toppen, also weiter nach Gobabis.

Gobabis, mitten in der Kalahari gelegen, habe ich mir auch anders vorgestellt. Zumindest größer, denn immerhin hat mapsme es als Großstadt deklariert. Ein kleines Hotel abseits der Hauptstraße, das etwa ein Viertel des NWR-Zimmers kostete, dafür funktionierte die Dusche und wir hatten auch sonst alles zur Verfügung, was angenehm ist, sogar einen Swimmingpool. Wir wollten ein paar Tage dort verbringen, aber nach ca. 2 Stunden kannten wir die Stadt in- und auswendig. Das Museum gab es schon lange nicht mehr, weitere Sehenswürdigkeiten auch nicht. Die Kalahari ist auch keine richtige Wüste, sondern ein trockener Landstrich mit niedrigen Pflanzen und Büschen. Aber Buschmänner wollte ich kennenlernen, und die sind nunmal hier zu Hause. Das ist ein Stamm mit ganz anderem Aussehen, hellhäutiger,  kleiner als wir, außerdem sehr schlank. Im Straßenbild von Gobabis haben wir sie nur vereinzelt ausmachen können.

Aber wir wollten noch etwas andere erleben, nämlich mal auf einer dieser Guestfarmen übernachten. So sind wir nach ein paar ruhigen Tagen auf die etwa 15 km entfernte Farm Sanddunes gefahren. Hier war alles nigelnagelneu, fast steril und natürlich luxuriös. Ein Seitengebäude war noch übrig vom vorhergehenden Betreiber der Farm und so hatten wir das Glück, dass wir für den Luxus nicht auch den Luxuspreis zahlen mussten. Wir durften in dem alten Gebäude für den halben Preis übernachten. Dafür hatte unser Zimmer nicht den absoluten Luxusstandard, sondern hatte so einige Macken, wie z.B. ein Lampenkabel, bei dem in der Mitte die blanken Drähte rauskamen. Die Seitengebäude werden demnächst verschwinden, sobald der Luxus hier perfekt ist, werden sie abgerissen. Wir hatten eine gute Verhandlungsbasis, denn offensichtlich waren wir die eizigen Gäste auf der riesigen Farm.

Bar und Restaurant in Sanddunes
Der neu gebaute Grillplatz in Sanddunes: dass es hier urig und gemütlich wird am Lagerfeuer, kann ich mit nicht vorstellen
Die Strauße gehen zwischen den Bungalows spazieren

Abends trafen sich im Restaurant ein paar Farmer aus der Umgebung, bzw ein Farmer hatte Besuch von seiner Schwester aus Südafrika und deren Mann und da gingen sie abends halt mit ein paar anderen Nachbarn zum Dinner aus. Da in der ländlichen Einöde nicht so viel los ist, haben sie sich neugierig auf uns gestürzt und ehe wir uns besinnen konnten, saßen wir alle an einer langen Tafel und sollten die gelangweilten Farmer unterhalten mit Geschichten aus der großen weiten Welt. Vorher mussten wir jedoch zur Kenntnis nehmen, wie wichtig sie doch alle sind und wie groß die Farmen usw. Die Südafrikanerin, selber etwas tuttelig und schwerfällig, hat ihren Mann als erfolgreichen Arzt vorgestellt und sonnte sich in seinem Schatten.

Der Nachbar war vielleicht Mitte 60, groß und hager und als die Teller gefüllt auf dem Tisch standen, ergriff er ohne Vorwarnung die Hände seiner Sitznachbarn und wollte ein gemeinsames Gebet vor der Malzeit sprechen. Er setzte also voraus, dass jeder in der Runde zur gleichen Religionsgruppe gehört. So selbstverständlich ist das hier, dass man das nicht mal vorher klären muss.

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