Der Orange River ist der Grenzfluss zwischen Namibia und Südafrika. Wir haben Lüderitz und die Diamantengegend endgültig verlassen und sind in Richtung Süden gefahren. Kurz vor der Einmündung zum Orange River wieder eine dieser Kontrollen. Diesmal standen zwei Uniformierte neben uns und haben in aller Ruhe meinen Rucksack durchsucht. „Keine Diamanten?“ — so als würden die wirklich überall rumliegen. Das zumindest kann ich noch nachvollziehen, aber warum will der Typ wissen, wieviel Geld ich dabei habe? Er zählt sogar nach, ob das stimmt, was ich sage. Nachdem er nun meine intimsten Geheimnisse aus meinem Rucksack durchwühlt hat, durften wir weiter fahren.
Außer wuchtigen Felsen ist kaum etwas zu sehen und es wächst auch absolut gar nichts, außer spärliches Grün in unmittelbarer Nähe des Flussbettes. Die schroffen Berge auf der anderen Seite sind bereits in Südafrika. Den Fluss habe ich mir breiter vorgestellt. Stellenweise war nur ein Rinnsal zu sehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass 100 km weiter ein riesiges Weinanbaugebiet sein soll.
Aber tatsächlich begann das kurz vor der Stadt Aussenkehr. Mitten in der trockensten Staubgegend riesige Felder mit Weinreben, hübsch eingezäunt mit Stacheldraht — und das über eine Strecke von mindestens 10 km. Das Wasser kommt aus dem Orange River, den sich Namibia und Südafrika über eine lange Strecke teilen. Die Felder haben alle sehr unterschiedliche Stadien. Manche sind grün, manche sehen herbstlich aus, andere haben gar keine Blätter. Für soviel Weinanbau braucht man auch Arbeitskräfte. Die wohnen in winzigen Hütten, die mit Schilf verkleidet sind.
Den Abstecher nach Südafrika haben wir unterlassen. Zum Einen verbietet der Autovermieter, dass man Namibia verlässt, zum Anderen hört man nur schlimme Dinge von Südafrika und das ist dann auch nicht gerade einladend. Korruption und Gewalt herrschen dort. Besonders Weiße werden nun diskreminiert. Zum Beispiel werden Weiße nur eingestellt, wenn kein Schwarzer den Job machen will oder kann. Verglichen mit dem Unrecht gegenüber der schwarzen Mehrheit über die vielen Jahrzehnte der Apartheit ist das sicher gar nichts. Aber es wird zunehmend ungemütlich, nicht nur für die weiße Minderheit. Hohe Arbeitslosigkeit, kein Sozialsystem, hohe Gewaltrate und die Polizei arbeitet mit den Banditen Hand in Hand. Eine Reifenpanne am Straßenrand kann einem zum Verhängnis werden. Eine Frau aus Südafrika erzählte mir, dass ihre Schwester nun in England lebt und lange gebraucht hat, bis sie sich alleine irgendwohin getraut hat. Sie hat sich immerzu umgesehen, musste nachsehen wer hinter ihr geht und hatte lange Zeit immer nur Angst. Wer kann, verlässt Südafrika, weil es zunehmend schlimmer wird.
Wir luxusverwöhnten Europäer übernachten in einer Bungalowsiedlung und ärgern uns, dass wir kein WLAN im Zimmer haben.