Fliegende Autos und tote Kängurus

Einen Tag auf dem Highway lasse ich mir gerne gefallen. Beim zweiten wurde es schon schwierig, aber am dritten …

Von Broken Hill nach Goondiwindi
Abreise früh morgens in Broken Hill

Nundenn, unser Stop in Broken Hill, der langsam sterbenden Stadt, ist Geschichte. Was dann kam, war eine lange Reise durch die Halbwüste in New Southwales. Die Straßen sind zweispurig, d.h. in jeder Richtung ist eine Spur. Auf einer Strecke von 120 km sind uns kaum Fahrzeuge begegnet, insgesamt maximal 30. Die Geschwindigkeit ist generell auf 110 kmh begrenzt und (fast) alle halten sich daran. Am Straßenrand liegen zahlreiche tote Kängurus mit unterschliedlichem Verwesungsgrad, was nicht gerade für die Intelligenz dieser Tiere spricht. Streckenweise liegt alle gefühlte 100 m  ein totes Tier.

Auf jeden Fall sollte man beim Fahren die Umgebung im Blick haben, wenn auch die Kängurus erst abends aktiv werden. Die meisten von ihnen sind  in der Dunkelheit ums Leben gekommen. Einen toten Emu hat Win von der Straße gezogen. Das Tier war so riesig, dass es für unaufmerksame Autofahrer eine Gefahr war.  Ziegen sind da viel cleverer, von denen haben wir nur eine tot rumliegen sehen.

Wir durchfahren die Halbwüste in New Southwales

Draußen 40 Grad und wir tuckern vollklimatisiert in Wins alten Subaru in Richtung Queensland. Der Asphalt glänzt am Horizont, so dass sich der Himmel darin spiegelt. Wenn dann am Horizont ein Auto auftaucht, dann sieht es aus, als würde es fliegen.

Am Flussufer des Darling River in Wilcannia

In Wilcannia hatten wir die erste Pause. Am Fluss mit bräunlich schlammigem Wasser gab es  einen runtergekommenen Campingplatz. Niemand zeltet dort oder hatte seinen Wohnwagen hingestellt. Eine leere 2-Literflasche mit dem Rest einer bräunlichen Flüssigkeit lag am Ufer. Win meinte, das wäre der billige Fusel, den die Aborigines bevorzugen. In Wilcannia sind sehr viele der Einwohner Abirigines.

Wilcannia in brütender Hitze: auch diese Stadt hat bessere Zeiten erlebt

Die Aborigines haben in der Bevölkerung einen schlechten Stand, fühlen sich selber auch wie Menschen zweiter Klasse. Das merkt man, wenn man versucht, Blickkontakt aufzubauen. Generell ist es für Aborigines nicht üblich, zu arbeiten. Die Aborigines waren hauptsächlich Jäger, haben niemals Ackerbau betrieben. Es gab ca. 240 verschiedene Stämme, jeder von ihnen mit einer eigenen Sprache, aber ohne Schriftsprache. Es gibt keine schriftlichen Überlieferungen, wie in den meisten anderen Kulturen. Der überwiegende Teil der Aborigines lebt also von Sozialleistungen, was hier in Autralien wesentlich mehr ist als bei uns. Den wesentlichen Teil des Tages verbringen die sie damit, die Sozialleistungen zu versaufen. In allen Parks, manchmal auch am Ortseingang kleinerer Orte sieht man Schilder, die eine alkoholfreihe Zone deklarieren. Hintergrund ist, dass  die Aborigines sich in den Parks regelmäßig kollektiv betrunken haben. Was anderes konnten sie mir der vielen Zeit und dem vielen Geld halt nicht anfangen. Das Bewusstsein, dass jegliche Sozialleistung irgendwo erwirtschaftet werden muss und schließlich dem Steuerzahler zur Last fällt, ist noch nicht angekommen. Die Australier sind natürlich sauer darüber, weil die Privilegien ungleich verteilt sind. Aborigines bekommen vom Staat ein Haus und wenn es runter gewirtschaftet ist, dann beklagen  sie sich, dass der Staat sich nicht darum kümmert. Austalier müssen ansonsten ziemlich hart schuften, um ein eigenens Haus zu bekommen.

Soweit die Berichte und Erzählungen. Ich selber bin traurig, dass dieses naturverbundene und doch sehr urwüchsige Volk so sehr im Abseits steht. Wieder mal eine missglückte Integration. Als die Niederländer um 1606 oder 1620 hier ankamen, hatte sie kein Interesse an der Kolonie Australien. Dann kamen die Briten und wollten sich einfach nicht in die Kultur der Aborigines integrieren lassen. Schlimmer noch. Kraft der von der Queen verliehenen Autorität haben sie einfach behauptet es wäre ihr Land und verlangten, dass die Aborigines sich zu integrieren hätten. Die Aborigines waren so naiv und unbedarft, dass sie darauf reingefallen sind. In Adelaide habe ich im Museum alte Filmdokumente aus den 30er Jahren zu den Aborigines gesehen, wie sie ohne Kleidung und mit primitivsten Mitteln gejagt oder Feuer gemacht haben. Die Kontraste zu den ach so kultivierten Eroberern müssen enorm gewesen sein. Heutzutage gibt es immer noch diese Kluft und die Möglichkeiten, miteinander auszukommen erschöpfen sich in Sozialleistungen, die mangels Perspektivlosigkeit vesoffen werden.

Nach Wilcannia folgten noch ein paar trostlose Orte, aber je näher wir an Queensland herankamen, desto bewohnter schienen die Orte und desto grüner wurden die Landschaften. Die Anzahl der toten Kängurus wurde auch geringer. Die letzte Station vor Gin Gin war Goondiwindi, eine kleine Stadt an der Grenze der Bundesstaaten New Soutwales und Queensland.

Die letzte Etappe von Goondiwindi nach Gin Gin

Inzwischen gab es auch mehr Sträucher und Büsche am Highway und schließlich auch wieder Bäume. Die Wälder werden hier nicht aufgeforstet und dann irgendwann gerodet, sondern alles ist wild gewachsen, eine Art Urwald sozusagen. Manchmal sieht man spuren von Waldbränden oder besser Buschbränden. Von denen wird in unseren Nachrichten gelegentlich berichtet. Gummibäume sind überall zahlreich vertreten und die werden durch die Brände nicht zerstört. Im Gegenteil, sie profitieren davon, dass alle anderen Bäume sterben und sie selber mehr Platz haben.

Spuren vergangener Buschbrände

Queensland ist grün und subtropisch. Baumwolle wächst hier, Melonen, Zuckerrohr und Tabak. Alles wirkt sehr üppig und von der Armut im Inneren des Landes ist hier keine Spur. Viele Häuser stehen auf Stelzen. Das hat mit der Luftzirkulation zu tun und kühlt das Haus in der warmen Jahreszeit.

Durstige Ziegen am Rastplatz
Wilde Ziegen belagern den Rastplatz; der hier sieht nicht mehr sehr gemütlich aus

Wir wohnen nun in Gin Gin, in Wins Haus. Er hat es vor ca. 8 Jahren gebaut. Alles ist funktional und mit eigener Wasser- und Stromversorgung ist er nahezu unabhängig. Wie schon vermutet, ist Wins Haus ziemlich ausgefallen und entspricht so gar nicht der üblichen Bauweise. Das Haus hat insgesamt 3 große Räume, der größte ist Küche und Wohnraum zugleich. Das Badehaus schließt sich an, ist aber nur von außen zugänglich. Alles hier hat er selber gemacht, vom Entwurf bis zum letzten Haken. Sogar Fenster, Türen, alle Installationen, einfach alles. Im Garten gibt es Orangenbäume, Macadamia, Mangos, Zitronen, Bougenvillien, Frangipani und weitere Pflanzen, die ich nicht mal beim Namen nennen kann. Rundum tummeln sich Kängurus, die immer neugierig glotzen, wenn man in den Garten kommt. Es ist sehr ruhig hier, man hört aber die ulkigsten Vögel singen und im Hintergrund dei Zirkaden.

Von Gin Gin aus braucht man mit dem Auto ca. 45 Minuten bis zu den zauberhaftesten Stränden im Südpazifik. die erste Schnorcheltour habe ich hinter mir, habe mich jedoch nicht in das wilde Wasser des Ozeans getraut, sondern bin in einer kleinen Bucht zwischen den Felsen umhergeschnorchelt. Die Bucht war so klein, dass ich immer wieder die gleichen Fische getroffen habe.

Erstes Schnorchelbild unterwasser aufgenommen

Eine Antwort auf „Fliegende Autos und tote Kängurus“

  1. Hallo liebe Ursula,
    heute schreibe ich Dir mal ein paar Zeilen zurück. Diese vielen Kilometer setzen sicher ganz andere Maßstäbe als wir sie gewohnt sind. Das ist nicht einfach damit umzugehen. Meine ewige Sehnsucht nach einem Horizont wäre da auch nach 8 Stunden Autofahrt gestillt.
    Bei uns ist es winterlich und ruhig. Man freut sich über jeden Sonnenstrahl und Licht im Haus. Ich versuche zu malen. Die Motive aus unserer Gegend sind leider selten dazu geeignet.
    So blättere ich in meinen Island – Fotos und freue mich. Der Unterricht in dem neuen Raum läuft richtig gut und ich bin dadurch entspannter.
    Ich wünsche Euch eine gute Zeit bis demnächst Rose

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