Von Istanbul fliegt man ca. 2 Stunden bis nach Kairo. Dort hat ein junger Taxifahrer auf uns gewartet. Mitten in der Nacht hat der arme Kerl eine Stunde vor dem Flughafen gestanden. Das war unsere größte Sorge, dass wir nachts nicht zum Hotel finden. Dann nachts um 3 durch Kairo. Die Straßen fast leer, ein paar kleine Läden immer noch offen, vereinzelt Fußgänger auf den Straßen, ein kleiner Junge, vielleicht 7 oder 8 zieht irgendetwas hinter sich her. Das Chaos bei Tage lässt sich nur ahnen.
Am nächsten Tag wäre ich am liebsten abgehauen. Wir machten dennoch eine kleine Runde ums Eck. Mit einer jungen Frau kamen wir ins Gespräch. Sie wachte über einen Haufen zusammengefalteter Pappkartons und einigen wild zusammengewürfelten Sachen direkt an der dichtbefahrenen Straße. Eine abgemagerte Katze saß bei ihr und mindestens zwei weitere kleine Katzen hatte sie in einer Tiertransportbox neben sich. Eine zartgliedrige, sehr hübsche Frau mit Zähnen wie im Steinbruch. Desillusioniert erzählte sie uns von der schlimmen Lage im Land unter Assad. Früher war es auch schlimm und korrupt, aber jetzt scheint alles außer Kontrolle. „Die fressen uns auf“ sagte sie. Wir wollten wissen wo sie Englisch gelernt hat. Sie hatte studiert an der Uni, aber jetzt versucht sie, irgendwie zu überleben.
Am Tag danach wurden wir morgens von einem jungen Taxifahrer, Karim, abgeholt, der uns zu den Pyramiden bringen sollte. Wir hatten die Tour im Hotel gebucht. Er kam mit einem luxuriösem, aber leicht verbeulten Nissan. Die Pyramiden sehen, dann noch die Sphinx, die Stufenpyramiden und dann noch der große Ramses II, den man bäuchlings liegend im Schlamm gefunden hat, bevor er konserviert und in Sicherheit gebracht wurde.
In die Pyramiden kann man nicht mehr reingehen. Das war vor einiger Zeit noch möglich. Draußen tummeln sich Händler und Kamele. Wir sollen einen Wagen mieten oder auf Kamelen reiten meint unser Fahrer. Ich will beides nicht, ist zu heiß für sowas.
Karim erzählt uns, dass er Alleinversorger seiner Familie ist. Vater, Mutter, Frau, zwei kleine Kinder und noch ein jüngerer Bruder hängen von ihm ab. Sein Monatsgehalt liegt bei etwa 100 €. Frauen dürfen in seiner Familie nicht arbeiten, das ist halt nicht üblich. Eigentlich ist er Jurist, aber damit verdient er erst recht nichts. Er vertraut auf Allah, der ihm zu Trinkgeld verhilft und das fällt am Ende des Monats sicher besser aus als das Gehalt.
Kairo selbst ist ein Moloch. Die Apokalypse stelle ich mir so ähnlich vor. Unser Hotel liegt inmitten der Altstadt. Die Straßen sind dichtbefahren, laut und sehen verwahrlost aus. Unzählige abgemagerte Hunde und Katzen suchen an den Straßenrändern nach Essbarem. Manchmal habe ich junge Leute auf Inlineskates inmitten des Autoverkehrs gesehen, die dann viel schneller waren als der stockende Verkehr.
Mehrmals am Tage hört man die Gebete aus den Moscheen. Frühmorgens wird man schon um 5:30 Uhr vom Muezzin aus dem Schlaf gerissen.
Das Australien Hostel haben wir online gebucht. Der Australier hat jedoch schon vor 10 Jahren das Weite gesucht, geblieben ist der Name. Man findet es in einem unscheinbaren Hauseingang und fährt mit einem wackeligen Aufzug in die dritte Etage. Unser Zimmer liegt im 5. Stock. Ein sauberes Zimmer mit Bad, Kühlschrank und Wasserkocher. Was will man mehr? Der Rest des Hauses wird von unterschiedlichen Firmen und Büros genutzt, Australien Hostel belegt nur einen Teil davon.
((Bilder folgen, sobald ich die Technik beherrsche))