Irgendwie klingt schon der Name toll, so exotisch, geheimnisvoll, voller Überraschungen. Dank Ryanair ein Flug von ca. 4 Stunden direkt ab Berlin, …
… allerdings in der Holzklasse, was soviel heißt, dass es hier keinerlei Service oder Luxus gibt, was bei 4 Stunden Flug total ok. ist. Wie immer sind wir mit leichtem Gepäck unterwegs. Alles Gepäck zusammen würde auf den Beifahrersitz meines VW Polo passen.
Im Flieger saß ein junger Mann neben mir, ein Marokkaner, der in Sachen Heidelbeeren in Berlin war. Wir haben fast die ganze Zeit geplappert und die großen Probleme der Welt gelöst. Er hat mich gut eingestimmt auf Marokko und vor allem auf Marrakesh. Sogar eine Liste mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten hat er mir gemacht. Die Zeit verging wie im Fluge.
Das Zimmer in der Medina hatten wir schon gebucht, so dass nur noch zu hoffen blieb, dass das Hotel den Abholservice nicht vergisst, denn bei unserer Ankunft war schon weit nach Mitternacht.
Inzwischen habe ich einen ersten Eindruck von Marrakesh. Es ist bei weitem nicht so chaotisch wie Kairo. Wir haben ein Zimmer in der Nähe des zentralen Platzes Djemaa el Fna, etwa 5 Gehminuten von hier. Ein Tummelplatz für Schlangenbändiger, Gaukler, Musiker, Akrobaten. Frauen im Tschador mit Gesichtsmasken machen Hennatattoos oder lesen aus der Hand. Am Morgen sieht alles noch relativ harmlos aus. Man kann auf dem Platz herumlaufen und sich über alles wundern. So sind wir z.B. in der Nähe eines Affenbändigers vorbei gegangen, da saß plötzlich ein kleines Tier im rosa Kleidchen auf meiner Schulter. Der Affenbändiger hatte es an einer Kette und wollte Geld für ein Foto. Ich habe mir erst mal die kleinen Händchen angesehen. Kleine kräftige Finger mit schwarzen Fingernägeln, etwa so groß wie bei menschlichen Babys. Auf wie vielen Touris das arme Tier jeden Tag sitzen muss. Das ganze hat vielleicht eine Minute gedauert, dann ist sie, es war ein Affenmädchen, wieder auf die Schulter des Meisters gewechselt. Ihren Gesichtsausdruck werde ich nicht vergessen. Sie hat den Mund gespitzt, als wollte sie etwas sagen.

Wenn die Mittagshitze vorbei ist, verwandelt sich der Djemaa el Fna und es wird richtig turbulent. Da werden Stände aufgebaut und plötzlich findet man unter großen Planen Garküchen und Sitzgelegenheiten. Wie aus dem Nichts ist der Platz voller Freiluftrestaurants. An jeder Ecke andere Gerüche, Musik, Trommeln, sogar verschleierte Bauchtänzerinnen waren auf einmal bei den Musikern. Dazwischen sind dann noch mehr Händler als am Vormittag. Alles wirkt märchenhaft, wie aus der Zeit gefallen. Das Spektakel endet erst weit nach Mitternacht. Am nächsten Morgen sieht man nichts mehr von den Restaurants, alles ist abgebaut und irgendwo gestapelt.
Rund um diesen zentralen Platz ist der Bazar, d.h. eigentlich ist überall Bazar, auf dem Platz und in den schmalen Gassen rundum in einem gigantischen Ausmaß und schier unendlicher Fülle von Waren. Besonders auffällig sind Lederwaren aus Kamelleder und Töpferwaren. Dann natürlich Teppiche, Gewürze und Textilien. Die Händler versuchen, dich in ihren Laden zu locken und dann beginnen sie, dich zu bearbeiten. Ich würde mich gerne in Ruhe umsehen, aber irgendwie sind die Verkäufer so lästig, dass mir die Lust am Einkaufen vergeht. Ich will selber entscheiden, was ich kaufe und warum und wie viel davon. In Ägypten erzählte mir eine Frau aus Südamerika, dass sie bei einem Teppichhändler eingeschlossen wurde. Da wurde tatsächlich die Tür hinter ihr zugesperrt. Sie ist regelrecht in Panik geraten und fühlte sich gezwungen, einen Teppich zu kaufen. Dann hat es mit ihrer Visakarte nicht funktioniert und sie ist mit einem blauen Auge davongekommen.
Die engen Gassen in der Medina faszinieren mich. Autos kommen hier nicht durch, auch keine Pferdewagen. Aber durch den Strom von Fußgängern fahren Motorräder hin und her, vorbei an den Bazarständen und den Tischen der kleinen Restaurants, wo die Leute ihren Pfefferminztee trinken.
Insgesamt sehe ich bei all dem Gewusel ein entspanntes Klima. Frauen können sich verschleiern, müssen es jedoch nicht. Bei Touristen gibt es ohnehin keine Einschränkungen. Ich fühle auch keinerlei Bedrohung und auch wenn ich automatisch auf meine Tasche gut aufpasse, habe nicht den Eindruck, dass es viel Diebstahl gibt. Verglichen mit Kairo ist hier alles wohl organisiert und blitzeblank.
Morgen früh geht es auf eine Tour durch das Atlasgebirge bis hin zur Wüste Sahara an der Grenze zu Algerien.



