Pure Wolllust

Zu den Alpakas haben wir es nun doch nicht mehr geschafft, obwohl wir das versprochen hatten.

Mit meinen zwei Schafen hatte ich jedoch ganz schön zu tun. Inzwischen bin ich Profi. Ich weiß, wie Wolle gewaschen, gefärbt, gekämmt und gesponnen wird.

In der Bibliothek von Victor Harbor habe ich Helen kennen gelernt. Sie ist über 90, chick und topfit. Ein Mädel vom Lande, wie sie mir erzählt hat. Früher hatten sie selber Schafe auf der Farm. Mit der Verarbeitung von Wolle kennt sie sich deshalb bestens aus. Ihre Färbetricks hat sie nicht verraten. Sie meinte, dass man alles ausprobieren kann, was draußen wächst. Spinnen kann sie selber nicht mehr, da machen die Finger nicht mehr mit. Von Helen habe ich von der Spinngruppe gehört und dort bin ich dann hingegangen, um mir weiteren Rat zu holen.

Beim wöchentlichen Treffen der Spinnerinnen

Einmal in der Woche treffen sich etwa 20 Frauen unterschiedlichen Alters in einerm kirchlichen Versammlungsraum und stricken, spinnen, weben oder filzen. Mich haben sie überaus freundlich aufgenommen, obwohl ich ja beide Male nur als Gast kam. Bei allen meinen Fragen haben sie mir geduldig geholfen. Meine Notizen sind immer noch nicht abgearbeitet. Bei meinem zweiten Besuch war eine Farmerin dort, die aus großen Pappkartons die Wolle ihrer Schafe verkauft hat. Schön vorsortiert und vom göbsten Schmutz befreit, konnte mann nach Schafrasse und Farbe aussuchen. 12 Dollar bezahlt man für ein Kilo Wolle, das sind umgerechnet etwa 7 bis 8 Euro. Ich konnte nicht widerstehen und habe 1 Kilo von Darcys (so heißt das Schaf) Wolle gekauft. Ein Spinnrad habe über Gumtree, das ist wie bei uns ebay, ersteigert für umgerechnet etwa 30 Euro. Wins Cousine Mnem hat mir gezeigt wie das geht und nun habe ich also das Spinnen gelernt.

Hübsch sortiert und beschriftet, jeder Karton ein anders Schaf

 

 

 

Das ist Darcy versponnen; gesponnen wird direkt vom Schaf und erst anschließend wird die Wolle gewaschen

Viktor Harbor haben wir nach etwa 6 Wochen in dem angemieteten Haus wieder verlassen. Grund dafür war, dass das Haus in Gin Gin sich offensichtlich nicht so einfach verkaufen lässt. Wer will schon in dieser abgelegenen Gegend wohnen. Außerdem tobten weiter oben im Norden heftige Buschbrände und es war niemand da, der sich um das Haus gekümmert hätte. Ich wäre gerne länger geblieben, denn das kühle Klima behagt mir sehr. Sonnig, nicht zu heiß, das Meer gleich hinter der Haustür und natürlich der soziale Aspekt.

Nun habe ich immerhin genug Zeit für meine Wollerei, denn in Gin Gin ist ansonsten nicht viel los.

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