Wolliges

Südaustralien ist von den klimatischen Bedingungen her ideal für Schafzucht. Im Vorbeifahren sieht man immer wieder riesige Farmen mit zum Teil tausenden von Tieren. Schafe werden einmal im Jahr geschoren. Jetzt im Frühling ist die beste Zeit dafür und da habe ich mir gedacht, dass es toll wäre, das mal zu sehen und noch toller wäre es, etwas Wolle abzustauben. So habe ich also recherchiert, wer hier in Victor Harbor Schafe schert und bin kurzerhand dorthin gefahren. Seine nette Frau gab mir eine Visitenkarte und nach ein paar Telefonaten hatten wir eine Verabredung zum Schafe scheren auf einer kleinen Farm mit den wunderbaren Merinoschafen. Samstagmorgen ging es los und ich war aufgeregt wie ein Schulkind.

Michael schert in wenigen Minuten ein Schaf

Etwa 20 km außerhalb lag die kleine Farm, betrieben von einer jungen Familie mit vier Kindern zwischen 2 und 7 Jahren, Nummer fünf ist unterwegs. Der junge Vater arbeitet hauptberuflich als Krankenpfleger. Die Farm betreibt er nebenbei, aber es ist auch der Wohnort der Familie. Die Mutter unterrichtet ihre Kinder selbst. Das ist in Australien nicht ungewöhnlich, weil lange Schulwege oftmals ein Problem sind.

Vorher

Etwa 30 Schafe gibt es auf der Farm. Außerdem Alpakas, Kühe, ein Pferd und einen Hund. Die ganze Familie war beim Schafe scheren dabei. Die Kleinen haben zugeguckt und die beiden Größeren haben sogar schon geholfen. Schafe sehen das nicht ein, dass das Fell im Sommer besser ab ist und so war wirklich jede Hand im Schafspelz nötig, um die Tiere in die richtige Richtung zu treiben. Stellt sich eins quer, machen alle anderen auch kehrt.

Nachher

Das Scheren selber geht schnell. Am Bauch angefangen, dann Beine und Kopf und zum Schluss der Rücken muss alles beim ersten Schnitt sitzen. Michael, der Scherer hat alles im Griff, schnappt sich ein Schaf, packt es auf den Rücken und in wenigen Minuten ist alles vorbei. Nachschneiden gibt es nicht, weil die Fasern zu kurz wären. Für die Tiere ist es eine Tortur, aber das lange Fell wiegt schwer und danach sind sie erleichtert in zweifacher Hinsicht. Manche springen vor Freude in die Luft wenn sie fertig sind.

Zwei ganze Merinofließe konnte ich für insgesamt 50 Dollar kaufen, das ist ein großer Plastiksack voll. Nun muss ich die Wolle sortieren, waschen, färben, kämmen. Einen Großteil werde ich zum Filzen nehmen, aber da die Wolle so wunderbar fein ist, könnte man das auch verspinnen. Darüber denke ich später nach.

Auf die Farm wollen wir noch mal fahren wenn die Alpakas geschoren werden, einfach so zum helfen. Bei den Alpakas ist es viel schwieriger, weil gleichzeitig Klauen geschnitten werden und geimpft wird auch. Außerdem sind die noch uneinsichtiger als die Schafe

Ein großer Sack feinster Merinowolle, direkt vom Schaf
Merinowolle, gewaschen und getrocknet

 

Merinowolle gekämmt.
Mein erster, zaghafter Färbeversuch

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