Tableland und National Parks

Die erste Nacht im Hotel in Mareeba hat uns auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. 90 Dollar für ein liebloses Hotelzimmer ohne jeglichen Komfort.
Das einzig Funktionierende war die Klimaanlage — und daran habe ich immer noch zu knabbern, denn ich habe mich mordsmäßig erkältet.

Dafür war aber der Tag darauf sehr kunterbunt, denn wir waren in mindestens 3 Museen. Eines davon war das Kaffeemuseum. In der Hochebene in dem tropischen Klima gedeihen Kaffee und Tee bestens. Das Problem ist allein die Ernte, denn die Lohnkosten sind hier so hoch, dass man mit dem Produkt nicht mehr konkurrenzfähig ist. Der Mindestlohn liegt bei 20 Dollar, alles darunter ist gesetzwidrig und somit waren die ehemaligen Kaffeeplantagen nicht mehr tragfähig.

Ein eifriger Sammler hat nun alles zum Thema Kaffee zusammengetragen, aber das Beste daran war die Verkostung. Etwa 20 verschiedene Kaffeesorten, mehrere Sorten Tee, einige Kaffeeliköre und SCHOKOLADE!!! konnte verkostet werden und wir haben uns tapfer durchgekämpft.

Was dann kam, waren lange Autofahrten in Richtung Carnavon National Park, mit Halt wo es Spannung versprach oder der Hunger uns dazu nötigte. Die Landschaft bekam andere Farben, je weiter wir in Richtung Süden kamen. Dort, wo Wasser in der Nähe war, standen manchmal Termitenhügel. Manchmal waren es unzählige kleine, manchmal regelrechte Bauwerke mit mehr als 3 m Höhe. Logischerweise hatten sie immer die Farbe der Erde, waren also manchmal weiß, gelb, orange, ocker, braun, dunkelrot oder schwarz. Australier haben mit den Termiten kein Problem, im Gegenteil. Ich wollte natürlich auc wissen, was in dem Termitenhügel ist und so haben wir einen kleineren davon zerlegt. Innen sah es aus wie ein schweizer Käse, lauter Löcher und Gänge, dazwischen krabbelten die Termiten, etwa so groß wie unsere Ameisen.

Der Termitenhügel und ich

Halb Australien ist National Park. Einige davon haben wir auf dem Weg zum Carnarven NP besucht. Manche sind immer noch den Aborigines vorbehalten, aber Aborigines haben wir dort nie angetroffen. Wasserfälle gibt es dagegen in fast jedem.

Wasserfall in einem der National Parks

Wasserfall im nächsten National Park

Auf der Suche nach der nächsten Übernachtung kamen wir durch einen winzigen Ort mit heißen Quellen. Das sah vorerst aus wie ein normaler Fluss, bräunlich trübes Wasser, das Ufer sandig mit kleinen Wasserkuhlen, wie Pfützen. Der Sand war mächtig aufgeheizt von der Sonne, aber die kleinen Wasserkuhlen hatten alle unterschiedliche Temperaturen. Von „normal warm“ (was immer das ist) bis „viel zu heiß“ war alles dabei. Der Fluss selber hatte Badewannentemperatur, kam aber für mich zum Baden nicht infrage, weil ich nicht in Wasser gehen mag, wenn ich nicht auf den Grund sehen kann.

Der Fluss mit den heißen Quellen

Am nächten Tag auf der Weiterfahrt in Richtung Süden hatte wir nach ca. 200 km Fahrt einen kurzen Halt in Greenvale, einer Stadt, die bis vor ein paar Jahren noch von einer Nickel- und Cobalt-Mine gelebt hat. Eigentlich wollten wir nur mal nachsehen, ob man hier einen Kaffee kriegt und sind langsam die Hauptstraße entlang gefahren. Hier ist gar nichts los. Ein unbekanntes Fahrzeug muss hier schon eine Sensation sein, die alle Leute vor Neugier auf die Straße treibt. Und so war es auch. Kaum angekommen waren wir im Gespräch mit mehreren Leuten, die einfach übrig geblieben waren, nachdem die Mine dicht war und alle die Stadt verlassen hatten. Wir waren sofort eingeladen zu Tee und Gebäck bei einem älteren Ehepaar. Er wollte den kleinen Laden an der Hauptstraße betreiben, weil ihm das Leben dort sonst zu langweilig wäre. So kommt wenigstens ab und an mal jemand vorbei. Früher lebten ca. 3.000 Leute hier, hatten ihre kleinen Häuser und ihr Einkommen. Jetzt ist alles verlassen und nur noch 100 von ihnen sind geblieben, hauptsächlich Ruheständler. Für diese 100 Einwohner gibt es eine Polizeistation und ein verwaistes Schwimmbad, stillgelegt, wie der ehemalige Supermarkt. Die nächste Kleinstadt, in der man einkaufen kann, ist mindestens 180 km entfernt. Die Greenvale-Bewohner haben sich einen Einkaufservice organisiert und wenn einer  mal einen Arzt braucht, dann muss der Hubschrauber kommen und das kostet die Krankenkasse bzw. den Staat jedes Mal rund 15.000 Dollar.

Weiter auf dem Weg zum Carnarven National Park, der am Ende der Hochebene liegt, ca. 1600 km Landstraße insgesamt in Richtung Süden. Die Landschaft hat sich inzwischen völlig verändert. Vom tropischen Regenwald keine Spur mehr. Die Gegend ist trocken und heiß. Kleine Städte in sehr großen Entfernungen, dazwischen riesige Farmen mit Rindern. Manche Farmen haben hier Dimensionen von 100.000 ha. Wir studieren immer die Aushänge der Immobilienmakler. Ein Beispiel: eine Farm mit 100.000 ha steht zum Verkauf für etwa 6,5 Mio. Dollar. Dazu gehören Seen und 12 km Flusslandschaft.

Wenn man dann auf so einem Gelände ein Farmhaus hat, dann ist man von der Außenwelt völlig isoliert. Als Familie mag das vielleicht gehen, aber wie kommen die Kinder zur Schule? Ganz einfach: nämlich gar nicht. Es gibt hier School on the Air, das ist eine Art Fernunterricht per Funk oder seit einiger Zeit auch per Internet für die besonders dünn besiedelten Gegenden des Landes. Zumindest für die ersten Schuljahre ist das eine Lösung.

Und wie behält man den Überblick über die vielen Tiere, die sich alle frei auf dem riesigen Gelände bewegen? Auch das ist ganz einfach: man benutzt seinen Hubschrauber und treibt alle zusammen.

In manchen Gegenden Australiens muss selbst der Wocheneinkauf mit dem Flugzeug gemacht werden, weil der nächste Supermarkt so weit weg ist. Da gibt es tatsächlich extra Parkplätze für die kleinen Flugzeuge.

So unterschiedlich sind die Landschften: alles ist saftig grün und strahlt…
… oder sieht aus wie nach einer Naturkatastrophe

Abends wieder ein Hotel in einer Kleinstadt. Diesmal haben wir uns wohl gefühlt, hatten für 60 Dollar ein sauberes Zimmer und einen riesigen Balkon.

Die Orte Rubyvale und Sappire verraten schon mit ihren Namen, was es hier gibt. Nämlich Edelsteine. In Rubyvale gibt es nur eine Hauptstraße, aber die Nebenstraßen haben es in sich.

Supermarkt an der Hauptstraße von Rubyvale
Eine Sammlung echter Smaragde und Saphire

Abgezäunte Grundstücke, manchmal nur mit einem Wohnwagen drauf, andere haben Häuser, aber alle haben gemein, dass unzählige Warnschilder den Zutritt verbieten. Seltsame Gerätschaften kann man hinter den Zäunen sehen, wie z.B. Rüttelmaschinen, die vom Motor eines uralten Fahrzeugs angetrieben werden.

Schatzsucherhaus in Rubyvale
Alte Fahrzeugmotoren dienen für den Antrieb der Maschinen

Hinter den Zäunen wird jeder Kubikzentimeter Erdreich umgedreht und nach den wertvollen Steinen durchsucht. Oberirdisch, unterirdisch, überall Spuren heftiger Aktivitäten. Der Traum vom großen Geld ist der Motor all dieser Aktivisten, die ihr Leben hier eingerichtet haben. Manche von ihnen haben tatsächlich Glück und finden Smaragde, Saphire oder Rubine. Selbst Diamante wurden hier schon gefunden. Rubine, Smaragde und Saphire kann man inzwischen mit sehr guter Qualität künstlich herstellen. Selbst Spezialisten haben ihre Mühe, herauszufinden welches die echten und welches die künstlichen Steine sind. Die künstlichen haben einen höheren Reinheitsgrad, das verrät sie. Die künstlichen Steine drücken aber auch die Preise für die echten. Bei Diamanten geht das nicht so, da haben die künstlichen keine gute Qualität.

Auf der Suche nach Edelsteinen: Mit einer Lizenz fürein paar Dollar kann man hier sein Glück versuchen

Angekommen im Carnarvon National Park! Von der letzten Hauptstraße aus geht es noch einmal ca. 60 km in die Gebirgslandschaft hinein. Manchmal führt die Straße durch eine Senke, die im Falle starker Regenfälle zur richtigen Falle wird. Es soll schon vorgekommen sein, dass Besucher wochenlang nicht wegkamen, weil die Zufahrtstraßen überschwemmt waren. Der nächste Ort ist mindestens 120 km entfernt, das erschwert zusätzlich. Die Prospekte, die in den Nationalpark locken, schweigen sich allerdings über diese Problematik aus.

Im Carnarvon Nationa Park
Wildnis im Carnarvon National Park

Der Carnarvon National Park ist Aborigine-Gebiet. Zwar leben hier keine mehr, aber es gibt hier sehr alte Wand- und Höhlenmalereien der Aborigines. Außerdem gibt es Schluchten und einen steinigen Fluss sowie eine Flussbadestelle und einen Campingplatz. Wir campen zwischen boxenden Kängurus und machen am nächsten Tag die Wanderung entlang des Flusses zu der Galerie in den Felsen.

Felsenmaleiei der Aborigines sind recht selten; die Vaginas sollen Frauen als Fruchtbarkeissymbol hinterlassen haben
Kunst der Aborigines in der Felsengalerie

Die Flussbadestelle hat ihr Versprechen nicht gehalten, aber alles Andere war urig und wild wie erwartet. Bei den Wandmalereien haben wir uns gefragt, was „alt“ bedeutet. Auch die nachträgliche Recherche im Internet konnte uns nicht verraten, wann diese Malereien entstanden sind.

Auf dem Heimweg haben wir einen Kakadu getötet. Der ist uns einfach gegen die Frontscheibe geflogen und es hat sich ziemlich schlimm angehört.

Zurück in Gin Gin, an diesem friedvollen Ort, erholen wir uns jetzt von den Strapazen der letzten zwei Wochen.

 

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