Von Bangkok nach Chiang Mai

Irgendwie fühlt sich Thailand nach Indien an. Das Gewühle auf den Straßen, das Klima… Thailand ist aber viel reinlicher und für mein Verständnis von leckerem Essen bin ich hier genau richtig. Viel frisches Gemüse, Früchte aller Art, sehr oft vegetarisch, das gefällt mir. Am liebsten würde ich hier einen Kochkurs machen. Manche Reiseveranstalter bieten das an. Mal sehen.

Für Straßenküchen muss man etwas mutiger sein als wir es sind, aber lecker ist es hier bestimmt auch

Momentan herrscht im ganzen Land Ausnahmezustand. Das Straßenbild ist geprägt von den schwarz/weißen Stoffbahnen, die überall an den Mauern hängen, den Bildern vom verstorbenen König mit Blumen umkränzt und von den Leuten, die sich überwiegend schwarz kleiden  in der Trauerzeit. Ansonsten geht es sicher farbenprächtiger einher. Am 13. Oktober letzten Jahres ist der König verstorben und die Einäscherung soll jetzt irgendwann sein. Zwischen dem 25. und 29. Oktober sind dann in Bangkok die Trauerfestlichkeiten. Jetzt wird alles dafür vorbereitet. Frische Anstriche in den Tempeln, neue Stoffbahnen und rund um den Platz vor dem Königspalast werden die Bäume mit frischen Bumen dekoriert. Tausende Töpfchen mit den kleinen gelben Orchideen werden um die Bäume gebunden.

Trauerzeit im ganzen Land
Tausender kleiner Orchideen werden um die Bäume gebunden

In Bangkok haben wir unzählige der wunderschönen Tempelanlagen besucht. Manche sind so groß wie kleine Stadtteile mit mehreren Gebäuden und man kann die überwältigsten und ulkigsten Dinge sehen. Ein liegender vergoldeter Buddha von fast 50 Metern Länge zum Beispiel oder der bunt-kitschige Schmuck, gekrönt von einer überdimensionalen Digitaluhr. Manchmal sind Wachsfiguren von Mönchen zu sehen und jedes Mal warte ich darauf, dass sie sich bewegen.

Tempelanlage in Bangkok
In einer anderen Tempelanlage in Bangkok
Der liegende goldene Buddha ist ca. 48 Meter lang und liegt in einer reich bemalten Gebetshalle
Hat die Digitaluhr eine Funktion oder ist sie nur Zierde?

In den Gebetshallen gibt es bestimmte Verhaltensregeln. Touris erkennt man meistens daran, dass sie die nicht kennen. So ist es zum Beispiel sehr unhöflich, dem Buddha seine nackten Füße entgegenzustrecken oder mit unbedeckten Schultern dort zu sitzen (das dürfen nur die Mönche). Meine Emanzenseele rebelliert aber nur dann, wenn ich als Frau keinen Zutritt habe. „Frauen müssen draußen bleiben“ — da könnte ich kochen, zumal es kein Haus gibt, in das Männer nicht reindürfen und ich den gleichen Eintritt zu zahlen habe wie Männer. Sehr männerbezogen diese Religion. Mönche dürfen Frauen nicht mal berühren oder etwas direkt von ihnen entgegen nehmen. Opfergaben werden von den Frauen mit Ehrfurchtsbekundungen hingelegt und dann darf er das nehmen. Das trifft auch auf die eigene Mutter zu. Viele junge Männer, manchmal sind es fast noch Kinder, sind für ein paar Monate oder Jahre Mönch und kehren dann in das normale Leben zurück.

Nur für Männer — rrrrrrrrr…
Die hier sind echt

Abgesehen von dem frauenfeindlichen Hintergrund lernen sie dort Bescheidenheit und wie man sich gegenseitig lieb hat. Vergleicht man das mit dem Militärdienst in Europa, dann ist mir das dennoch sympatischer. Was die Mönche den ganzen Tag über machen, habe ich noch nicht rausgekriegt. Manche sitzen als Aufpasser in den Tempeln und man muss aufpassen, dass man sie nicht mit den Wachsfiguren verwechselt. Wachsfiguren futtern allerdings keine Chips und spielen nicht mit ihren Handys.

Tempelfähnchen

Generell sind die Leute hier sehr sanftmütig und freundlich, selbst dann, wenn sie dich bescheißen wollen. Es wird viel gelächelt und selbst das Bezahlen einer Rechnung wird mit gefalteten Händen und Verbeugung quittiert. Und man toleriert auch komische Leute. Gestern hatten wir versucht, die Bootstour auf dem Mekong zu buchen und waren dazu in einer der Travelagenturen. Wir haben uns hingesetzt und sollte warten. Dann habe ich eine Männerstimme gehört und als ich mich umdrehte, stand da eine sehr hübsche junge Frau vor mir. Das sieht man hier sehr häufig, dass hübsche und sehr hübsche junge Frauen eigentlich Männer sind. Einer von 200 Männern ist einer dieser sogenannten Ladyboys. In Europa ist es vielleicht einer von 2000. Im Gegensatz zu Europa würde man hier jedoch niemanden deswegen diskreminieren.

In Bangkok hatten wir noch einen kurzen Einblick in das turbulente Nachtleben. Momentan ist es etwa gedämpft wegen der Trauerzeit. Partys sind momentan nicht erwünscht aber das wilde Treiben auf den Straßen gibt es dennoch. Auf den Bürgersteigen — sofern welche vorhanden — kann man kaum treten. Die Verkaufsstände und Garküchen sind bis um Mitternacht geöffnet. Man kriegt hier einfach alles: maßgeschneiderter Anzug a la Gucci, Tattoos, Haarverlängerungen…

Nachtleben auf den Straßen von Bangkok
Auch Männer können manchmal nützlich sein

Bangkok haben wir inzwischen verlassen und sind mit dem Zug nach Chiang Mai gefahren. Das waren insgesamt 585 Kilometer und mit dem Zug braucht man dafür fast 14 Stunden.

Der Expresszug tuckert mit durchschnittlich 40 Km/h durch die Landschaft

Unser Zug ging abends gegen 18:30 Uhr los (der Haupbahnhof von Bangkok ist auf der momentanen Startseite zu sehen). Das Nachtlager wird vom Service hergerichtet, sobald man das Signal dazu gibt. Im Handumdrehen entstehen dann im Abteil aus den Sitzen zu beiden Seiten richtige Minischlafzimmer in zwei Ebenen. Es gibt saubere Bettwäsche und Decken und der pinkfarbene Vorhang sichert die Privatshäre.

Was hier aussieht wie der Stauraum im Flieger wird später als Bett heruntergeklappt
Jetzt ist alles kuschelig und privat

Auffallend viele alleinreisende junge Frauen haben wir hier im Zug getroffen. Die beiden im Bild hatten sich viel zu erzählen. Links im Bild ein Mädchen aus Russland, rechts eine aus den USA. Reisen verbindet.

Gesprächspause

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